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Gerhard Zwerenz
Die Verteidigung Sachsens und warum Karl May die Indianer liebte

Sächsische Autobiographie in Fortsetzung | 34. Nachwort

Dies ist eine sächsische Autobiographie als Fragment in 99 Fragmenten. Schon 1813 wollten die Sachsen mit Napoleon Europa schaffen. Heute blicken wir staunend nach China. Die Philosophen nennen das coincidentia oppositorum, d.h. Einheit der Widersprüche. So läßt sich's fast heldenhaft in Fragmenten leben.

  34. Nachwort

Kafkas Welttheater in Auerbachs Keller



Hans Mayer (1907 – 2001)
  Hans Mayer vom Dorotheenstädtischen
Friedhof für Auerbachs Keller beurlaubt
 



In der Regel setzt ein hohes Amt Gewissen, Gedächtnis und Intellekt außer Kraft. Karriere wird zum Produkt von Negativ­auslese. Das wissen wir zwar schon seit Kaiser Neros Zeiten, doch daran gewöhnen wollen wir uns nicht. Auch wenn die indivi­duellen, gesell­schaft­lichen und staat­lichen Verfalls­pro­zesse einander gleichen wie eineiige Amokläufer. Warum nur fällt mir beim Blick auf unsere Berliner Regierung das letzte SED-Polit­büro ein? Zugegeben, es besteht da ein Unter­schied. Das Politbüro hatte mit Marx und Lenin zwei scharf­sinnige Revo­lutions­geister in der Geschichte. Es konnte damit nur nichts anfangen. Das hohe Amt trübte den freien Blick. Am Ende hob man die Hände statt den Kopf. So gelangte der ehemalige Wider­ständler und Nazi-Zucht­häusler Honecker zurück in die Zelle, der Sohn eines SS-Mannes und KZ-Wächters aber löste eine Volks­armee auf, die nie ein anderes Land über­fallen hatte. Konsequent traten die vormaligen Wehr­dienst­verwei­gerer und DDR-Pazifisten gleich nach der Wende für neue Kriege ein als wären sie Scharpings Brüder und Joschkas Zinn­soldaten. Vom Balkan bis zum Hindu­kusch stehen deutsche Waffen­träger auf Posten, dass jeder Weltkrieg-Zwei-Wehr­machts­knochen vor Neid erbleicht.

 

Als die SED mit ihrer DDR verging, entband sie eine PDS, die ihren An­hängern verdeut­lichen musste, dass aus der Marxschen Diktatur des Prole­tariats und dem Lenischen Modell der Avant­garde nichts Gescheites geworden war. Runter also vom hohen Ross. Was aber hatten die PDS-Intellek­tuel­len ihren Mit­gliedern und Wählern statt­dessen anzubieten? Abgenabelt und ent­schuldigt wurde genug. Wie stand es um das Neu­geborene? Die einen wollten ihm ein altes Blau­hemd überziehen, die anderen vernehmen entsetzt stalinis­tische Bäuer­chen. Die Feinde arg­wöhnten sowieso einen Wechsel­balg. Sie wollen die Bundes­republik linkenfrei wie das Reich vor 1945 haben. Jahr­zehnte­lang setzte ich den SED-Genossen hart genug zu. Jetzt musste man ihre Nachfolger ermun­tern. Die lieben ent­fremdeten Genos­sen sollten sich mal nicht ewig so ängst­lich aufführen. Wer von der Diktatur der Partei unter die des Kapitals gerät, braucht keinen Partei­aus­schluss mehr zu befürchten. Es sei denn, er tritt im voraus­eilenden Gehorsam der SPD bei, da ist ein Aus­schluss aller Ehren wert. 1914 schworen unsere Sozis auf den schönen Inter­nationalismus der Arbei­ter­bewe­gung, und als der Kaiser rief, zogen sie in den Krieg und nannten es Burg­frie­dens­politik, wie Schröder Sozial­abbau Reform nannte. Als der Krieg verloren war, liquidierten Noske/Ebert die Revo­lution und räumten binnen 15 Jahren die Straße frei den braunen Batail­lonen. Es brauchte nochmal zwölf Jahre und einen Zweiten Weltkrieg, die Sozial­demo­kratie wieder zu installieren. Nur wurde sie jetzt von Adenauer geschlagen, ehe der Weg über Willy Brandt, Helmut Schmidt und Helmut Kohl zum luftigen SPD-Liquidator und Insolvenz­verwalter Gerhard Schröder und seiner Burg-Sozial-Friedens-Politik führte.

 

Fragen wir mal andersrum: Was verlieh Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht die Kraft, von 1914 bis 1918 trotz unablässiger Verfolgung als Kriegsgegner durchzuhalten? 1919 wurden beide abge­schlachtet von denen, die den Krieg zu verantworten hatten. Wann bereut die Sozial­demokratie die Morde an ihren eigenen Genossen? Was gab Trotzki die Kraft, als Revolutionär gegen Stalin zu stehen, bis dieser ihn erschlagen ließ? Existiert vielleicht eine revolutionäre Energie, die den auf­stän­dischen römischen Sklaven Spartacus mehr als nur dem Namen nach mit dem Spar­takus­bund verbindet und diesen mit den unge­brochenen Sozia­listen von heute, auch wenn es wenige geworden sind? Stalin, der georgische Priester­semina­rist, mühte sich, die Rote Armee so zu schwächen, dass Hitlers Wehrmacht der Marsch auf Moskau leichtfiel. Die Rote Armee musste verlust­reich genug gegen Hitler und Stalin zusammen stand­halten, damit die Welt nicht so juden- und slawenfrei werde, wie das deutsche Reich schon geworden war. Was befähigte Genossen von Richard Sorge bis Klaus Fuchs dazu, ihr Leben als kommunis­tische Agenten zu riskieren? War es intel­lektuel­le Befind­lichkeit, die den ewigen Dienst für den Kriegsgott Mars verweigert? Die Mars-Anbeter mögen davon keine Ahnung haben, wenn sie ihre konter­revolu­tionären Siege bejubeln, mit denen die Chose welt­erobernder Kriege von neuem anheben soll. Und immer sind deutsche Nieten und Genossen in Nadel­streifen und Uni­formen mit von der Partie, als liege das in ihren Genen. Das kann doch nicht alles gewesen sein. Die DDR war besser als ihr Ruf, den sie selbst zerstörte, indem sie als SED-Kom­mando­gesell­schaft auf der Basis einer falschen Philosophie den demo­kratischen Fortschritt verweigerte. Die Sowjetgesellschaft verlor nach Lenins Tod mit dem Sieg Stalins über Trotzki ihre revolutionäre Alternative, und der laut Trotzki „russische Nationale-Sozialismus“ breitete sich in der Folge seines Sieges über den deutschen Nazismus gen Westen hin aus, was unseren deutschen Sozialismus-Versuch mit einer doppelt nazis­tischen Ent­fremdung belastete. Dies zu erkennen macht erst jene erstaunliche Leistung deutlich, die in der DDR dennoch von der Mehrzahl der Genossen vollbracht wurde, mit der schweren Erbschaft Hitlers am Bein, den Stalinschen Fesseln im Hirn und der ständigen Kapitalbedrohung vor der Tür. Hinzu gesellte sich die strafbewehrte Verpflichtung zur Sklavensprache. Als Ernst Bloch auf der Fort­schritts­konferenz Berlin 1956 ermutigt durch Chruschtschows Anti­stalin­rede anmerkte, jetzt müsse endlich „Schach statt Mühle“ gespielt werden, wirkte das Bild als Verstoß gegen die partei­diszi­plinierte Sprach­regelung, das Konfe­renz­protokoll wurde verboten und der Philosoph des aufrechten Ganges zum Kriechgang gezwungen. Den Nieder­gang von SU und DDR hat ihre politische Führung samt deren gehorsamer Intelli­gentsia zu verantworten, nicht die Partei oder gar das Volk. Doch wo bleiben die Genossen, die kraft neuer Ideen in freier, über­zeugender Rede den Mit­gliedern und Wählern Mut zu machen imstande sind? Wer wagt es, populär zu sein? Der SPD ist in ihrem Niedergang zur Anti-Volkspartei der letzte Elan abhanden gekommen. Das hat bei denen lange Tradition. Der PDS aber mangelte es bald an Schwung, weil sie sich in der sozialis­tischen Ziel­vorstellung verun­sichern und ein­schüchtern ließ. Eine sozialis­tische Alter­native bleibt die moralische Heraus­forderung für jeden, der die Welt, wie sie ist, nicht nur für unvoll­kom­men, sondern für dringend verände­rungs­bedürf­tig hält. Wenn das aber so ist, muss man es sagen und dafür einstehen. Mitglieder wie Wähler bedürfen der Ermunterung. Bei der SPD herrscht Heulen und Zähneknirschen. Marxens geniale Idee einer vorüber­gehenden Partei­diktatur wurde durch KPdSU und SED pervertiert. Das ist vorbei. Die Berliner Republik soll, wie Kapital es will, sozia­listenfrei gemacht werden, die SPD hat sich dem längst unterworfen. Welch eine Korrektur-Aufgabe für Linke, den abhanden gekommenen Plura­lismus ins Volk zurück­zuholen. Ein Parlament ohne Sozialisten ist wie Suppe ohne Salz oder wie Salz ohne Suppe. Das Land braucht eine frische und fröhliche Opposition. Falsch regiert wurde von 1933 an bis heute genug. Schon 1914 waren deutsche Sozial­demokraten zu feige, die soziale und sozia­listische Idee der Mensch­heit gegen Kaiser, Tod und Teufel zu ver­treten. Die eigenen besten Genossen wurden geopfert. Die Kirche immer­hin feiert ihre Märtyrer. Die SPD macht sie lieber vergessen. Die Linke hat keine Chance? Oder doch? Egal, was die Leute so reden. Wer keine Chance hat, erfindet sich eine. Die PDS befand sich bereits talwärts, da kamen west­deutsche Kollegen und Genossen zu Hilfe. Die Sache lässt sich gut an. Wer da jetzt noch seinen Stalin ein­schmug­geln will, hat nicht alle Latten am Zaun. Das Jahr 1956 ist die Zeiten­wende. Wer da nicht springt, bleibt kleben.

 

Siegfried Prokop | 1956 - DDR am Scheideweg
Scheideweg - Zeitenwende
Siegfried Prokop
1956 – DDR am Scheideweg
Opposition und neue Konzepte der Intelligenz
Homilius Verlag 2006
In der Strafkolonie
Nicht zu vergessen. Mein Bloch-Roman spielt in Teilen zu Leipzig in Auerbachs Keller. Im Nachwort 33 schleppte Prof. Holz seinen Wissa­rionowitsch mit in die ruhmreiche Lokalität. Dass Türsteher Kafka die fremden Herren einließ, muss nicht verwundern. Sie zählen zu seinem Personen­register. Stichwort Strafkolonie. Regisseur Brecht überfällt den Genossen Holz sofort mit der Frage, weshalb er in seiner Eloge zu Stalins 130. Geburts­tag Leo Trotzki als unfähig hinstelle, die Rote Armee wie Stalin zum Sieg über Hitlers Wehrmacht zu führen. Statt Holz antwortet Stalin, doch auf russisch, was Brecht nicht versteht, der aber genau weiß, Trotzki war der Schöpfer der Roten Armee im Bürgerkrieg gegen die Weißen. Zudem hockt Trotzki selbst am Tisch in Auerbachs Keller, den Eispickel im Schädel, zur Stummheit des Statisten verbannt. Aufgemuntert, wie ich mich im Pleißental fühle, kaum atme ich die Luft meiner Kindertage, ziehe ich Stalins Stahl aus Trotzkis Schädel. Die Wunde ist fein ausgeblutet. Das freie Wort kehrt zurück. Was hast du aus meiner Roten Armee gemacht? fährt Leo den Josef an, der hinter Prof. Holz Deckung sucht. Goethe mischt sich ein: Er ist ein Napoleon hoch zwei immerhin! Genosse Holz: Er ist im Guten wie im Bösen der Baumeister der Sowjetunion, wie ich zu seinem 130. Geburtstag zu bemerken Anlass nahm. Trotzki: Seine rechte Hand schüttelte Ribbentrops Händchen! Ein sublimer Napoleon! Holz: Er ist und bleibt Bau­meister der Sowjetunion. Stalin: Und Marschall dazu! Trotzki: Er wollte Peter der Große sein und wurde Iwan der Schreckliche! Stalin: Ich schlug Hitler in Stalingrad zurück. Trotzki: Die Stadt heißt nicht mehr so. Und Leningrad heißt auch nicht mehr so. Prof. Holz: Es ist kaum vorstellbar, dass mit den alternativen Konzepten, sei es Trotzkis, Sinowjews oder Bucharins, das gleiche Ergebnis erreicht worden und die Sowjetunion überlebensfähig geblieben wäre. Trotzki: Wer ist das Plapper­maul? Stalin: Mein Geburts­tags­gast! Holz: Diese Leistung Stalins …

 

Hier schalten wir uns erstmal aus. In Brechts Regie­zetteln steht, er ließ die Russen über Russland reden und ging mit Hans Heinz Holz in den Nebensaal, wo Walter Ulbricht, Johannes R. Becher, Georg Lukács, Ernst Bloch und Hans Mayer ihn zur Verhandlung erwarteten. Wegen Platz­mangel verzichten wir hier auf den Abdruck der ganzen Tragödie. Verstärkt durch mein Leipziger Pseudonym Gert Gablenz folgt meine Rezension. Schließlich leben von den Darstellern nur noch Gablenz, ich und Prof. Holz, der seine Ansichten ja bereits ausführlich vorlegte. Jetzt also total direkt und ohne alle Ironie. Als dritte Zeitung lese ich am 17.7.2010 nach FAZ und Welt das liebe ND, wo der kenntnisreiche und erfahrene Publizist Heinz Niemann den 3. Weg Blairs und der SPD Schröders über eine ganze Seite hin fundiert ablehnt. Gibt es keine anderen 3. Wege? Die Courage der KP Chinas hielt sie am Leben. SU und DDR sind Vergan­genheit. Prof. Holz will davon in der jW wie Niemann im ND nichts wissen. Holz redet vom „Streit an der Karl-Marx-Universität“ in Leipzig 1956/57. Es ging dort aber um mehr als einen personellen Konflikt zwischen SED einerseits und Bloch mit seinen „Schülern und Anhängern“ andererseits. Zur Debatte stand ein möglicher 3. Weg in der DDR. Holz zitiert Hagers Frage: „Was ist das für eine Philosophie, die derartige Resul­tate hat?“ Gegenfrage: Was ist das für ein Sozialismus, der ein derart fatales, beschämendes Ende nimmt? Die Partei, im Stich gelassen von ihrer obersten Leitung. Da war einmal soviel guter Glaube, Energie, Engagement, Opfer­bereit­schaft, Hoffnung – und die braven Genossen unterwerfen sich, sobald die Zentralmonaden den Bettel hinschmeißen. Der 1. Weg ist der des Kapitals in Krisen und Kriege. Der 2. Weg ist der des abgelebten sowjetischen Modells. Der 3. Weg ist kein Mittelweg. Er muss jeweils erfunden und erprobt werden.

 

Siegfried Wagner am 11.10.1957 in Leipzig: „Besonders ernst ist die Lage dadurch, dass sowohl Lukács als auch Bloch und Mayer un­marxis­tische Auf­fassungen unter dem Deck­mantel des Marxismus ver­treten …“ Hans Mayer am 15.12.57 in Blochs Wohnung: „… eine der wider­wärtigsten Henkers­figuren ist eben Siegfried Wagner … Fröhlich benimmt sich doch absolut als Gau­leiter … Ja, und hier ist wirklich ein aus­gesprochen faschis­tischer Kurs …“ Ernst Bloch am 9.5.57: „Wir haben nur einen umge­tauften Staats­kapitalismus … so dass man das Wort Sozia­lismus streichen kann …“

 

Frage: Wie gelangen lebenslange kommunis­tische Intel­lektuelle in ihrer Ver­zweiflung zu derart desa­strösen Äuße­rungen? Die, nebenbei bemerkt durch technische Geräte, Wanzen also, überliefert sind? Antwort: Die Partei verwan­delte ihre Intellektuellen aus Kommu­nisten in Anti­kommunisten. Darüber schweigt Prof. Holz, der davon unberührt und unbe­troffen blieb. Da hilft nur abnabeln.

 

Von Goethes Faust-Sätzen der lustigste: „Mein Leipzig lob ich mir! Es ist ein Klein-Paris und bildet seine Leute.“ Darauf Siebel: „Für was siehst du die Fremden an?“ Es geht um Fremde als die anderen. Wir setzen hinzu: Mein Leipzig lob ich mir. Es ist ein Stück von hier. Die Stadt ist Ziel und Endstation der Pleiße. Der Kopf­bahnhof einer Wasser­straße. Zu klein für Schiffe. Zu schädlich für Fische. Industriebach. Stinke-Erbe des Industrie­zeit­alters. In Elster, Elbe, Nordsee abgefahren, aus­gelöscht. Ins Unter­irdische verbannte Verle­genheit. Abfall von Fabrik­land­schaften. Selbst das klare Wasser als Ver­einigungs­folge und Ent­industrie­ali­sie­rungs-Signal macht noch Ärger – insgeheim wird die Gift-Pleiße zurückgesehnt. Ein Fluss, der es nie zu Ruhm und Ansehen schafft. Auerbachs Keller ist sein Museum. Kafka vor der Tür sagt den Besuchern: Die Bilder im Lokal laden zum Betrachten ein. Geht mit dem Kopf durch die Wand! Und was fängst du an in der Nach­barzelle? fragt Stanislav Lec. Goethes Frosch in Faust – Auerbachs Keller: „Riegel auf!“

 

Goethe-Klassik. Nietzsches Über­mensch zum Weibe gehend, mit Peitsche, der Maso-Fan aus der Nachbarzelle. Wir rühren an Leipzigs rote Vergangen­heiten, von den einge­schwärzten Provinzen verges­sen gemacht. Das Land verliert seine Stimme? Die Stadt ihren Rhythmus? Der Fluss seine Gangart? In Leipzig sitzt Hans Mayer, vom Dorotheenstädtischen Friedhof eben mal in die verlassene Wahlheimat zurück­gesprungen. Er liest, was die geheimen Dienste über ihn dichteten.


 

Das Dokument der vorlie­genden Geheim­dienst-Novelle ist dem Lehmstedt-Band Der Fall Hans Mayer, Leipzig 2007 entnommen, dem wir auch andere Papiere aus Absur­distan verdanken. Ich frage den vom Tod beur­laubten Markus Wolf nach seinen Glücks-Empfin­dun­gen, als er seinem Minister Mielke die Geheim-Info über Hans Mayer aus dem Kölner Ver­fas­sungs­schutz­amt prä­sentierte. Wolf: Geheim ist geheim. Gefühle sind ver­schlos­sen. Über­flüssig zu sagen, was der versierte Dr. Nollau als dama­liger Kölner Ver­fas­sungs­schutz­direktor, vormals Dresdner SA-Mann, über Hans Mayer mitzu­teilen wusste, war schon mit der Angabe des Geburts­ortes falsch. Mayer passte gut nach Leipzig. War aber geborener Kölner. Unsere Geheimen irren selbst beim Nicht-Geheimen. Der konser­vativ abschwen­kende Spiegel wundert sich in seiner Aus­gabe vom 19.7.2010 darüber, dass unsere argus­äugigen Ver­fas­sungs­schützer die Partei Die Linke beobachten wollen, weil ein Dutzend achtzig­jähriger intel­lektuel­ler Rentner ihre Revo­lution nicht demen­tie­ren mag. Es geht aber nur um den Erhalt von Arbeits­plätzen beim Ver­fas­sungs­schutz in Zeiten des Spar­zwangs. Inzwi­schen erlaubte das Oberste Ver­waltungs­gericht in Leipzig dem Ver­fassungs­schutz seinen „nieder­schwel­ligen Angriff“ auf die Links­partei. Die hohen Juristen sitzen im früheren Reichs­gericht, das Dimitroff gegen Göring immerhin freisprach. Zum Trost für den Kläger Ramelow sei angemerkt, wenn Behör­den sammeln, was man sagt und schreibt, sind sie so etwas wie die Deutsche National­biblio­thek, ein google absolut. Das bringt auch Vorteile. Wenn unser Haus­archiv in seiner Unordnung nicht mehr funktio­niert, greifen wir auf die Konvo­lute von Stasi und Ver­fas­sungs­schutz zurück. Leider sind die oft fehler­haft, wie der falsch ange­gebene Geburts­ort von Hans Mayer zeigt. Vielleicht hilft die Gründung einer Verfas­sungs­schutz-Einheits­partei weiter.

Ein weiteres Nachwort ist nach kurzer Sommerpause für Montag, den 16.08.2010, geplant.

Fotos zur Lesung mit Gerhard Zwerenz aus der Sächsischen Autobiographie am 19.11.2009 im Haus des Buches, Leipzig   externer Link

Lesungs-Bericht bei Schattenblick  externer Link

Interview mit Ingrid und Gerhard Zwerenz bei Schattenblick  externer Link

Gerhard Zwerenz   26.07.2010   
Gerhard Zwerenz
Serie
  1. Wie kommt die Pleiße nach Leipzig?
  2. Wird Sachsen bald chinesisch?
  3. Blick zurück und nach vorn
  4. Die große Sachsen-Koalition
  5. Von Milbradt zu Ernst Jünger
  6. Ein Rat von Wolfgang Neuss und aus Amerika
  7. Reise nach dem verlorenen Ich
  8. Mit Rasputin auf das Fest der Sinne
  9. Van der Lubbe und die Folgen
  10. Unser Schulfreund Karl May
  11. Hannah Arendt und die Obersturmbannführer
  12. Die Westflucht ostwärts
  13. Der Sänger, der nicht mehr singt
  14. Ich kenne nur
    Karl May und Hegel
  15. Mein Leben als Prophet
  16. Frühe Liebe mit Trauerflor
  17. Der Schatten Leo Bauers
  18. Von Unselds Gegner zu Holtzbrincks Bodyguard
  19. Karl May Petrus Enzensberger Walter Janka
  20. Aus dem Notizbuch eines Ungläubigen
  21. Tanz in die zweifache Existenz
  22. General Hammersteins Schweigen
  23. Die Pleiße war mein Mississippi
  24. Im Osten verzwergt und verhunzt?
  25. Uwe Johnson geheimdienstlich
  26. Was fürchtete Uwe Johnson
  27. Frühling Zoo Buchmesse
  28. Die goldenen Leipziger Jahre
  29. Das Poeten-Projekt
  30. Der Sachsenschlag und die Folgen
  31. Blick zurück auf Wohlgesinnte
  32. Sächsische Totenfeier für Fassbinder (I)
  33. Sächsische Totenfeier für Fassbinder (II)
  34. Brief mit Vorspann an Erich Loest
  35. Briefwechsel mit der Welt der Literatur
  36. Die offene Wunde der Welt der Literatur
  37. Leipzig – wir kommen
  38. Terror im Systemvergleich
  39. Rachegesang und Kafkas Prophetismus
  40. Die Nostalgie der 70er Jahre
  41. Pauliner Kirche und letzte Helden
  42. Das Kickers-Abenteuer
  43. Unser Feind, die Druckwelle
  44. Samisdat in postkulturellen Zeiten
  45. So trat ich meinen Liebesdienst an …
  46. Mein Ausstieg in den Himmel
  47. Schraubenzieher im Feuchtgebiet
  48. Der Fall Filip Müller
  49. Contra und pro Genossen
  50. Wie ich dem Politbüro die Todesstrafe verdarb
  51. Frankfurter Polzei-buchmesse 1968
  52. Die Kunst, weder Kain noch Abel zu sein
  53. Als Atheist in Fulda
  54. Parade der Wiedergänger
  55. Poetik – Ästhetik und des Kaisers Nacktarsch
  56. Zwischen Arthur Koestler und den Beatles
  57. Fragen an einen Totalitarismusforscher
  58. Meine fünf Lektionen
  59. Playmobilmachung von Harald Schmidt
  60. Freundliche Auskunft an Hauptpastor Goetze
  61. Denkfabrik am Pleißenstrand
  62. Rendezvous beim Kriegsjuristen
  63. Marx, Murx, Selbstmord (der Identität)
  64. Vom Aufsteiger zum Aussteiger? (I. Teil)
  65. Vom Aufsteiger zum Aussteiger? (II. Teil)
  66. Der Bunker ...
  67. Helmut auf allen Kanälen
  68. Leipzig anno 1956 und Berlin 2008
  69. Mit Konterrevolutionären und Trotzkisten auf dem Dritten Weg
  70. Die Sächsischen Freiheiten
  71. Zwischen Genossen und Werwölfen
  72. Zur Geschichte meiner Gedichte
  73. Poetenladen: 1 Gedicht aus 16 Gedichten
  74. Der Dritte Weg als Ausweg
  75. Unendliche Wende
  76. Drei Liebesgrüße für Marcel
  77. Wir lagen vor Monte Cassino
  78. Die zweifache Lust
  79. Hacks Haffner Ulbricht Tillich
  80. Mein Leben als Doppelagent
  81. Der Stolz, ein Ostdeutscher zu sein
  82. Vom Langen Marsch zum 3. Weg
  83. Die Differenz zwischen links und rechts
  84. Wo liegt Bad Gablenz?
  85. Quartier zwischen Helmut Schmidt und Walter Ulbricht
  86. Der 3. Weg eines Auslandssachsen
  87. Kriegsverrat, Friedensverrat und Friedenslethargie
  88. Am Anfang war das Gedicht
  89. Vom Buch ins Netz und zur Hölle?
  90. Epilog zum Welt-Ende oder DDR plus
  91. Im Hotel Folterhochschule
  92. Brief an Ernst Bloch im Himmel
  93. Kurze Erinnerung ans Bonner Glashaus
  94. Fritz Behrens und die trotzkistische Alternative
  95. 94/95 Doppelserie
  96. FAUST 3 – Franz Kafka vor Auerbachs Keller
  97. Rainer Werner Fassbinder ...
  98. Zähne zusammen­beißen ...
  99. Das Unvergessene im Blick
    1. Nachwort
Nachworte
  1. Nachwort
    siehe Folge 99
  2. Auf den Spuren des
    Günter Wallraff
  3. Online-Abenteuer mit Buch und Netz
  4. Rückschau und Vorschau aufs linke Leipzig
  5. Die Leipziger Denkschule
  6. Idylle mit Wutanfall
  7. Die digitalisierte Freiheit der Elite
  8. Der Krieg als Badekur?
  9. Wolfgang Neuss über Kurt Tucholsky
  10. Alter Sack antwortet jungem Sack
  11. Vor uns diverse Endkämpfe
  12. Verteidigung eines Gedichts gegen die Gladiatoren
  13. Parademarsch der Lemminge und Blochs Abwicklung
  14. Kampf der Deserteure
  15. Fritz Bauers unerwartete Rückkehr
  16. Der Trotz- und Hoffnungs-Pazifismus
  17. Als Fassbinder in die Oper gehen wollte
  18. Was zum Teufel sind Blochianer?
  19. Affentanz um die 11. Feuerbach-These
  20. Geschichten vom Geist als Stimmvieh
  21. Von Frankfurt übern Taunus ins Erzgebirge
  22. Trotz – Trotzalledem – Trotzki
  23. Der 3. Weg ist kein Mittelweg
  24. Matroschka –
    Die Mama in der Mama
  25. Goethe bei Anna Amalia und Herr Matussek im Krieg
  26. Der Aufgang des Abendlandes aus Auerbachs Keller
  27. Jan Robert Bloch –
    der Sohn, der aus der Kälte kam
  28. Das Buch, der Tod und der Widerspruch
  29. Pastor Gauck oder die Revanche für Stalingrad
  30. Bloch und Nietzsche werden gegauckt ...
  31. Hölle angebohrt. Teufel raus?
  32. Zwischen Heym + Gauck
  33. Von Marx über Bloch zu Prof. Dr. Holz
  34. Kafkas Welttheater in Auerbachs Keller
  35. Die Philosophenschlacht von Leipzig
  36. Dekonstruktion oder Das Ende der Ver­spä­tung ist das Ende
  37. Goethes Stuhl – ein Roman aus Saxanien
  38. Meine Weltbühne im poetenladen
  39. Von Blochs Trotz zu Sartres Ekel
  40. Die Internationale der Postmarxisten
  41. Dies hier war Deutschland
  42. Kopfsprünge von Land zu Land und Stadt zu Stadt
  43. Einiges Land oder wem die Rache gehört
  44. Schach statt Mühle oder Ernst Jünger spielen
  45. Macht ist ein Kriegszustand
  46. Dekonstruktion als Kriminalgeschichte I
  47. Damals, als ich als Boccaccio ging …
  48. Ein Traum von Aufklärung und Masturbation
  49. Auf der Suche nach der verschwundenen Republik
  50. Leipzig am Meer 2013
  51. Scheintote, Untote und Überlebende
  52. Die DDR musste nicht untergehen (1)
  53. Die DDR musste nicht untergehen (2)
  54. Ein Orden fürs Morden
  55. Welche Revolution darfs denn sein?
  56. Deutschland zwischen Apartheid und Nostalgie
  57. Nietzsche dekonstruierte Gott, Bloch den Genossen Stalin
  58. Ernst Jünger, der Feind und das Gelächter
  59. Von Renegaten, Trotzkisten und anderen Klassikern
  60. Die heimatlose Linke (I)
    Bloch-Oper für zwei u. mehr Stimmen
  61. Die heimatlose Linke (II)
    Ein Zwischenruf
  62. Die heimatlose Linke (III)
    Wer ist Opfer, wer Täter ...
  63. Die heimatlose Linke (IV)
    In der permanenten Revolte
  64. Wir gründen den Club der
    heimatlosen Linken
  65. Pekings große gegen Berlins kleine Mauer
  66. Links im Land der SS-Ober­sturm­bann­führer
  67. Zweifel an Horns Ende – SOKO Leipzig übernimmt?
  68. Leipzig. Kopfbahnhof
  69. Ordentlicher Dialog im Chaos
  70. Büchner und Nietzsche und wir
  71. Mit Brecht in Karthago ...
  72. Endspiel mit Luther & Biermann & Margot
  73. Die Suche nach dem anderen Marx
  74. Wer ermordete Luxemburg und Liebknecht und wer Trotzki?
  75. Vom Krieg unserer (eurer) Väter
  76. Wohin mit den späten Wellen der Nazi-Wahrheit?
  77. Der Feind ist in den Sachsengau eingedrungen
  78. Die Heldensöhne der Urkatastrophe
  79. Die Autobiographie zwischen
    Schein und Sein
  80. Auf der Suche nach der verlorenen Sprache
  81. Atlantis sendet online
  82. Zur Philosophie des Krieges
  83. Deutsche, wollt ihr ewig sterben?
  84. Der Prominentenstadl in der Krise
  85. Der Blick von unten nach oben
  86. Auf der Suche nach einer moralischen Existenz
  87. Vom Krieg gegen die Pazifisten
  88. Keine Lust aufs Rentnerdasein
  89. Von der Beschneidung bis zur
    begeh­baren Prostata
  90. Friede den Landesverrätern
    Augstein und Harich
  91. Klarstellung 1 – Der Konflikt um
    Marx und Bloch
  92. Bloch & die 56er-Opposition zwischen Philo­sophie und Verbrechen
  93. Der Kampf ums Buch
  94. Und trotzdem: Ex oriente lux
  95. Der Soldat: Held – Mörder – Heiliger – Deserteur?
  96. Der liebe Tod – Was können wir wissen?
  97. Lacht euren Herren ins Gesicht ...
  98. Die Blochianer kommen in Tanzschritten
  99. Von den Geheimlehren der Blochianer
Aufsatz