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Gerhard Zwerenz
Die Verteidigung Sachsens und warum Karl May die Indianer liebte

Sächsische Autobiographie in Fortsetzung | Folge 72

Dies ist eine sächsische Autobiographie als Fragment in 99 Fragmenten. Schon 1813 wollten die Sachsen mit Napoleon Europa schaffen. Heute blicken wir staunend nach China. Die Philosophen nennen das coincidentia oppositorum, d.h. Einheit der Widersprüche. So läßt sich's fast heldenhaft in Fragmenten leben.

72

Zur Geschichte meiner Gedichte

Gerhard Zwerenz | Gesänge auf dem Markt
Gerhard Zwerenz
Gesänge auf dem Markt
edition büchergilde 1978
 
Gestern im tv-Kasten die Story vom seelisch kaputten Bundes­wehr-Heimkehrer aus einem der vielen neuen Kriege. Ich dachte, da war doch was? In Leipzig wird gerade die Buch­messe auf­gekocht und ich lese im Band Gesänge auf dem Markt die Geschichte vom ewigen Überleben.
der heimgekehrte soldat

der heimgekehrte soldat
er hatte flüche nicht genügend
der alte totgeschossne musketier
der in kaschemmen sich vergnügend
wiederauferstanden saß beim bier
er hatte speichel nicht genug im maul
um auszuspucken vor geladnen gästen
vor dem wirt dem vieh das faul
besoffen lag in leeren flaschenkästen

er hatte würmer nicht genug im bein
sie einzufädeln allen feisten fressen
die da du gott erbarm dich mein
der teufel abzuholen hatt' vergessen
Geschrieben Ende 1943 im Zweierbunker vor Monte Cassino. Ist ne Weile her. Staunend blicke ich zurück und seh mich als einen fremden Anderen.
er saß und stank wie eine ungewaschne nonne
sein aug war leer und tief
und in der bleichen neonsonne
sah angewidert er umher und schnief:

ich sitz und staun
das ist euch nun daraus
geworden die lippen dünn und schief
die brust voll spinnweb und voll orden

ihr meine lieben die ihr das vermessen
ihr sollt auf tausend feuern schwitzen
keine stunde soll man euch vergessen
und die öfen gut erhitzen
In meinem Buch Soldaten sind Mörder – Die Deutschen und der Krieg (1988) gibt es ein Kapitel Heldengedenken, und darin steht: Wilhelm Strasser zählte zwanzig Jahre, als ihn nahe Adrano in der sizilianischen Gluthitze des 4. August 1943 ein riesiger dolchartiger Splitter ins Herz traf. Wir lagen unter den ausgebrannten Skeletten abgeschossener Panzer, die uns vor den gutgezielten Garben eines feindlichen MG schützten. Der Granatsplitter musste seitlich knapp über der Erde in den schmalen Spalt eingedrungen sein. Ich nahm dem Toten die Erkennungsmarke ab, sammelte seine paar Habseligkeiten ein und schickte sie abends mit dem Melder zum Kompaniegefechtsstand zurück. Ende September lag ich im sächsischen Freiberg im Lazarett. Strassers Vater besuchte mich, um etwas mehr über den Tod seines Sohnes zu erfahren, dabei ließ er die Zeitungsanzeige da, die ich einsteckte und erst nach der Abreise des Mannes las: „Unsagbar hart und schwer traf uns ganz unerwartet die überaus traurige Nachricht, dass unser einziger über alles geliebter, herzensguter Sohn, Neffe und Kusin Wilhelm Strasser – Gefreiter, MG-Schütze in der Division Hermann-Göring – im blühenden Alter von 20 Jahren, getreu seinem geschworenen Fahneneide, für Führer und Heimat am 4. August 1943 bei den harten Abwehrkämpfen auf Sizilien den Heldentod fand. Sein Heldengrab liegt etwa 2 km von Adrano in fremder Erde, doch uns wird er unvergesslich bleiben. Wer ihn kannte, weiß, was wir mit ihm verloren haben. Sein stets geäußerter Wunsch, seine Lieben und seine Heimat wiederzusehen, blieb ihm unerfüllt. Das hl. Requiem findet am Mittwoch, den 15. September 1943 um 10 Uhr vormittags in der Pfarrkirche zu Hoflau statt. In unsagbarem Schmerz und tiefer Trauer – Johann und Anna Strasser – Eltern – im Namen aller Angehörigen und Verwandten.“
ihr meine onkels – lieben tanten
euch soll man mit torpedos schießen
auf euren glatzen sollen fallschirmjäger landen
und eurem ohr wird stacheldraht entsprießen

und endlich all ihr alten würdenträgerkrüppel
euch wünsch den buckel ich voll knüppel
und siebzehn eheweiber untern bauch
und blasensteine in den schlauch

euch soll der teufel in der hölle braten
elektrisch und ganz langsam heiß
und wenn euch hungert nehme man oblaten
und klebe sie auf euren steiß
Was konnte die Eltern bewogen haben, die unsäglichen Floskeln von Fahneneid, Heldentod und Heldengrab in die Zeitung zu setzen? Der Vater des Toten tat mir ein wenig leid, wie er so bedrückt an meinem Bett stand. Das „hl. Requiem“ für seinen gefallenen Sohn lag erst vierzehn Tage zurück, der Tod vier Wochen. Mag sein, die Kämpfe auf Sizilien steckten mir noch in den Gliedern, kann sein, ich benutzte das Auftauchen des „Heldenvaters“ unbewusst zu einer Abwehrreaktion. Mancher bricht an der Front zusammen und dreht durch, ich hatte die Feuertaufe mit äußerlicher Gelassenheit ertragen und den Rückzug wie ein kampferprobter alter Soldat mitgemacht, war aber innerlich mit dem Geschehen nicht fertig geworden. Der Besuch des alten Herrn stürzte mich in eine anhaltende schwere Krise. Es gelang mir nicht, den geschwollenen Text der Traueranzeige mit meinem Erlebnis von Kampf und Tod zu vereinbaren. Es ist Lüge, dachte ich, sie lügen alle, selbst diese naiven, liebenswerten Eltern lügen, und ob sie es wissen oder nicht, mit ihren falschen Worten töten sie den Sohn ein zweites Mal.
Ich war wohl ein wenig dumm mit meinen achtzehn Jahren, ein Produkt des Dritten Reiches und ein Held, der nichts und gar nichts begriff außer dem Umstand, dass ihm die Worte verdächtig wurden.
und wenn euch dürstet sollt ihr feuer saufen
man gieß es euch mit kannen in den schlund
und solltet ihr den bart euch raufen
befehle ich: kv-gesund

und ab mit euch gleich in die nächsten schlachten
im gleichschritt marsch drei vier
so wills die order von dem wiederaufgewachten
auferstandnen musketier

sie sollen alle mein gedenken
und die Gedanken rückwärts drehn
ein gutes pferd ist leicht zu lenken
das schlechte heißt die peitsche gehn
Was ich im Buch nicht schilderte und nicht für erwähnenswert hielt oder als unangenehm empfand, war mein Hustenanfall, nachdem ich die Anzeige gelesen hatte. Der Husten war ein kaschierter Lach-Anfall, bei dem ich das Gesicht ins Kopfkissen drückte. Als sich 2004 die Todesanzeigen für im 2. Weltkrieg Gefallene in der Presse häuften, verwunderte mich das nicht nur wegen der oft peinlichen nationalen Sprüche unserer Späthinterbliebenen. Im Jahr 2005 eskalierten die Trauerbekundungen, einer zeigte gar seinen toten Verwandten aus dem 1. Weltkrieg an. Wer wollte da mit neunzigjähriger Verspätung wen informieren? Wenn dahinter der noch nicht überwundene Schmerz als Antriebskraft steckte, warum blieb er nicht individuell und nutzte den Totensonntag oder Volkstrauertag? Weshalb die teure Veröffentlichung? Spielt Schuld, vielleicht verdrängte, eine Rolle? Ist die kollektive öffentliche Trauer nicht selbst eine schiere Verdrängung? Wird sie der Kirche und dem Staat per Ritual überlassen, statt dem Tod den Versuch rationaler Reflexion oder das Licht der Vernunft entgegenzusetzen?
In der Zeitschrift Ossietzky, der ich mich schon wegen des Namens eng verbunden fühle, ließ ich meinen Protest gegen die neudeutschen Zustände einrücken. Unter der Titelzeile Deutsche Opfer. Neue Nachrufe hieß es: Sie fielen für den Staat, steht da zu lesen. Er opferte sein Leben für sein Vaterland. Das Vaterland jedoch achtet sein Opfer nicht. Wer aber opferte sich da für welchen Staat? Für welches Vaterland? Hier werden Tote für die Politik von heute benutzt. Der Krieg geht weiter als Schlacht um die Erinnerung. Der Fisch beginnt am klugen Kopf zu stinken. Immerhin wurde das Eiserne Todeskreuz vom Hakenkreuz befreit, auf das die toten Soldaten ihren Eid leisteten, als sie noch lebten. Welch ein Fortschritt. Wir dürfen hoffen. Freilich - noch fehlt die stolze Trauer, mit der von 39 bis 45 der Tod angezeigt wurde. Immerhin sind wir schon beim Bekennermut angelangt. Mein Vorschlag zur Güte: Die FAZ stiftet die Anzeigenerlöse fürs geplante Freiheitsdenkmal.
den feldpfaff will als ersten ich gemahnen
und meine flüche soll er mehr als ahnen
und spenden mir drei schwere kerzen
dafür wünsch ich ihm kreuz- und gliederschmerzen

mein general das wilde vieh
dem wünsch ich ein geschoss
ins knie und auch - damit die rechnung ganz
drei kugeln in den steifen schwanz

auch meines obersten will ich gedenken
der mich gar oft hat kujoniert
man soll ihn sonntagmorgen henken
bevor er seinen kirchgang absolviert
Die Rohfassung der superben Verse schleppte ich Anfang 1944 im Brotbeutel mit auf den Hauptverbandsplatz in den Albaner Bergen südlich Roms und von dort ins Lazarett nach Merano in Südtirol, wo ich, um mich mit Wut aufzumöbeln, Ernst Jüngers In Stahlgewittern las. Als ich Jahrzehnte später erfuhr, einige Dichter der aufgehörten DDR haben, ihre Freiheit genießend, als erstes den Pour le mérite-Träger aufgesucht, und weil ich heute, lange nach Jüngers Tod, immer wieder auf ehemalige östliche Rezensenten stoße, die in ihren Artikeln ehrfürchtig vor dem Herrn Hauptmann a. D. auf die Knie fallen, gab ich meine frühere Heimat endgültig verloren.
und meinen hauptmann will ich grüßen
ich lasse ihn in händen seines weibes
er wird ihr seine taten büßen
mit der erschlaffung seines leibes

was unser leutnant war der kleine
der ließ vor moskau seine beine
ihm schenk ich geld für eine fahrt
dass er sie wiederfinde wo ich sie verwahrt

den dichtern die den feldzug stolz besungen
ist blei in nas und maul zu gießen
darauf sind ihre aufgeblähten lungen
streng und einzeln zu erschießen
Die 23 Vierzeiler reisten vom Lazarett mit zum Genesungsurlaub nach Hause und nach dem Krieg mit nach Leipzig, wo Abdruck-Versuche misslangen, bis dieses und andere Gedichte 1962 in Köln bei Kiepenheuer & Witsch im Band Gesänge auf dem Markt erschienen. Auf den anschließenden Lesereisen erwies sich das Buch als Hit. Der derbe Witz und die Sarkasmen dieser Art Poesie ernteten einverständiges, dröhnendes Gelächter. Kein Wunder, der Krieg lag noch erinnerbare Jahre zurück.
die richter die zum ganzen jagesprochen
sind in die höchsten kirchentürm zu hängen
doch ihre herzen soll man vorher kochen
dass sie beim läuten nicht die glocken sprengen

die lehrer aber die den kindern in der klasse
das rückenkrümmen beigebracht
sind zu erschießen in der masse
und ihr gebein verstreue man bei nacht
Von Hamburg her verlangte damals konkret nach meinem schönen, frechen heimgekehrten Soldaten. Das ergab in der Blattmitte zwei deftige Seiten, die mir als Fahnen zugeschickt wurden. Da kehrten Klaus Rainer Röhl und Ulrike Meinhof von einem ihrer geheimen Besuche bei SED-Genossen und Geldgebern zurück und warfen meinen pazifierenden Musketier weisungs­gemäß aus dem Heft. Meine liebenswürdigen Verse wollten sie dort nicht, dafür wünschten sie sich meiner in persona zu bemächtigen, formiert war dazu bereits eine ZK-Kommandogruppe Arne Rehhan. Inzwischen war unser Freund Heinz Brandt entführt worden, was internationales Aufsehen und eine Menge Aufregung hervorrief. Mir fehlte es überdies an Zeit für solche geografischen Abschweifungen, wollte ich doch unverdrossen den Dritten Weg begehbar machen.
so sprach der alte grobe kämpe
und schimmelte am hals schon taub und leer
und hob zwei knochen an des helmes krempe
dann ging er fort und war nicht mehr

die gäste die in der kaschemme
vergessen suchten und ein fühlsam herz
die saßen übel in der klemme
und fühlten fast wie du den schmerz
Die 23 Vierzeiler sind meine hauseigene Marke. Aus der Volksschule kannte ich einige Goethe- und Schillergedichte und während des Dritten Reiches lag daheim gut verborgen im Kleiderschrank Heinrich Heines Buch der Lieder. Von 1962 bis 1965 trug ich in vielerlei großen und kleinen Städten aus meinen Gesängen auf dem Markt vor. Ab Herbst 1966 musste ich mich plötzlich einem Schelmen-Roman widmen, der aus Versehen zum Bestseller aufstieg. So vergaß ich meine drei Jahre Dichterleben in Saus und lyrischem Gebraus.
doch sie besannen sich nicht lange
und stießen voll die gläser an
denn wer getrunken hat spürt keine bange
noch angst vor einem toten mann

Epilog: Die im vitalen Offenbach geborene Thea Dorn, die ihren Autoren­namen in Annäherung zu Theodor Adorno erfand, der inkubierte Dorn mag allerdings mehr Stachel sein als der stilistische Schliff vermuten lässt, diese mainische Thea also geriet am 18. August 2008 über 3 Sat und die Bühler Begegnungen des Baden-Badener SWF-Ex-Intendanten Peter Voß in mein Blickfeld. Voß, sonst eher sparsam mit Worten, hemmte die keineswegs wortkarge Frau Dorn am Redefluss, bis das Duett einem Duell ähnelte. Erinnerlich bleibt Dorns Begründung ihres Übergangs von der Philosophie zur Literatur, weil sie in dieser Sparte auch die „schwarzen“ Seiten des Lebens beschreiben könne, während es in der Philosophie immer nur um „Aufklärung“, also die hellen Seiten gehe. Mir scheint, die Autorin hegt einen zu hellen Philosophie-Begriff, was ihr dunkle bis zu Kriegshetze und Faschismus reichende philosophische Theorien verschließt. Literarisch freilich lässt sich flotter fechten als in akademischen Gärten, wo das Kauderwelsch blüht.
Das abendländische Denken befindet sich in einer Legitimations­krise. Das ist unser heutiger Weltzustand, den Thea Dorn im Spiegel 2/09 immerhin halbherzig anreferiert und das ist ihre „Lust an der Apokalypse“ mit allem zugehörigem Schutt von FAZ-Schirrmacher zurück bis FAZ-Sieburg und was Google sonst noch so hergibt. Dabei ist dieser Essay ein cooles Satzwerk verglichen mit dem Essay des Paul Nolte im Spiegel 48/08, wo wiedermal ein Professor als Nachfolgeheld der Kriegs­generation das Loblied kriegerischer Nachfolge-Normalität singt, Motto: „… einfach Wegblenden und Ignorieren geht nicht mehr.“ Gemeint sind Bundeswehr und Kriege als künftig ganz normale Tagesordnung. Das zugehörige Foto zeigt die soldatisch-bunte Pracht beim Feierlichen Gelöbnis in Berlin am 20. Juli 08, als Oberleutnant a.D. Helmut Schmidt seine acht Jahre währende treue Pflicht­erfüllung in Hitlers Wehrmacht als Vorbild für heutige BW-Rekruten empfahl. Ja, wie viele Vorbilder stehen uns denn noch ins Haus? Sind das lauter Nachfolger Stauffenbergs? Nur wenn's drauf ankommt, fehlen sie. Auf die nächste Aufrüstung folgt die nächste Niederlage und folgen neue feierliche Heldengedenktage. Wolfgang Borchert: Sag NEIN! Prof. Paul Nolte: Sag JA! Da ist Thea Dorn noch zurückhaltend, wenn sie fürs erste lediglich Helmut Schmidt folgend die hoffnungsschwangere Utopie verwirft, die nur „die Hölle auf Erden“ schaffe, womit der ewige Krieg zum himmlischen Zustand einer Nichthölle auf Erden erklärt wird. Der alte Immanuel Kant wird noch im Sarkophag Platz schaffen müssen, um seine utopische Schrift Zum ewigen Frieden zu verbrennen.Thea Dorn zündet das Feuerchen an, Paul Nolte erklärt der trauernden Friedensgemeinde, warum der schöne Begriff vom „gefallenen Soldaten“ zum unver­brüchlichen deutschen Wortschatz gehören muß. Hinterher zeigen die Kriegsbetreiber auf unsereinen und sind fein raus als Professoren, Minister, Priester, Generäle und dergleichen Unschulds­lämmer. Zwischen­durch darf im Hamburger Magazin ein weißer Rabe oder roter Vogel wie der aufgeklärte Sozialpsychologe Harald Welzer wider den Stachel löcken und Dirk Kurbjuweit nimmt den deutschen Flottenkrieg gegen Piraten auf die Schippe. Maßgebend aber sind die neuen Helden von Cora Stephan bis Paul Nolte mitsamt der noch etwas zu literarischen Thea Dorn oder es geht gleich um das Glück der Sterbehilfe, wie sich der Krieg ja auch definieren lässt.
Angesichts der regressiven Zustände und Aussichten schrumpfen die Geburtsfehler der DDR auf den eigenen Untergangsbeitrag ein. Die Opfer an Mauer und Grenze? Die bürgerliche Weimarer Republik brachte es im Jahrdutzend ihres Bestehens auf ein Vielfaches von gewaltsam getöteten Menschen.
Kurzum: Zu den heutigen und kommenden Kriegen fallen mir keine Verse mehr ein. Geschichte läuft eben so. Die Führer führen. Das Volk liquidiert erst andere und dann sich selbst. Seine Herren aber loben seit zwei Jahr­tausenden ihren Jesus Christus und missachten, was er lehrte. 1960 wurde Heinrich Böll zur Leipziger Buchmesse eingeladen und bot mir an, meine Mutter in Crimmitschau aufzusuchen. Da ich das Land nicht betreten durfte, freute mich das sehr. Ein direkter Kontakt ergab sich nicht, doch Böll vergaß sein Versprechen nicht und fand einen anderen Weg. Sein Kartengruß ist mir wie ein Gedicht.

Das nächste Kapitel erscheint in zwei Wochen am Montag, den 23.03.2009.

Gerhard Zwerenz   09.03.2009   
Gerhard Zwerenz
Serie
  1. Wie kommt die Pleiße nach Leipzig?
  2. Wird Sachsen bald chinesisch?
  3. Blick zurück und nach vorn
  4. Die große Sachsen-Koalition
  5. Von Milbradt zu Ernst Jünger
  6. Ein Rat von Wolfgang Neuss und aus Amerika
  7. Reise nach dem verlorenen Ich
  8. Mit Rasputin auf das Fest der Sinne
  9. Van der Lubbe und die Folgen
  10. Unser Schulfreund Karl May
  11. Hannah Arendt und die Obersturmbannführer
  12. Die Westflucht ostwärts
  13. Der Sänger, der nicht mehr singt
  14. Ich kenne nur
    Karl May und Hegel
  15. Mein Leben als Prophet
  16. Frühe Liebe mit Trauerflor
  17. Der Schatten Leo Bauers
  18. Von Unselds Gegner zu Holtzbrincks Bodyguard
  19. Karl May Petrus Enzensberger Walter Janka
  20. Aus dem Notizbuch eines Ungläubigen
  21. Tanz in die zweifache Existenz
  22. General Hammersteins Schweigen
  23. Die Pleiße war mein Mississippi
  24. Im Osten verzwergt und verhunzt?
  25. Uwe Johnson geheimdienstlich
  26. Was fürchtete Uwe Johnson
  27. Frühling Zoo Buchmesse
  28. Die goldenen Leipziger Jahre
  29. Das Poeten-Projekt
  30. Der Sachsenschlag und die Folgen
  31. Blick zurück auf Wohlgesinnte
  32. Sächsische Totenfeier für Fassbinder (I)
  33. Sächsische Totenfeier für Fassbinder (II)
  34. Brief mit Vorspann an Erich Loest
  35. Briefwechsel mit der Welt der Literatur
  36. Die offene Wunde der Welt der Literatur
  37. Leipzig – wir kommen
  38. Terror im Systemvergleich
  39. Rachegesang und Kafkas Prophetismus
  40. Die Nostalgie der 70er Jahre
  41. Pauliner Kirche und letzte Helden
  42. Das Kickers-Abenteuer
  43. Unser Feind, die Druckwelle
  44. Samisdat in postkulturellen Zeiten
  45. So trat ich meinen Liebesdienst an …
  46. Mein Ausstieg in den Himmel
  47. Schraubenzieher im Feuchtgebiet
  48. Der Fall Filip Müller
  49. Contra und pro Genossen
  50. Wie ich dem Politbüro die Todesstrafe verdarb
  51. Frankfurter Polzei-buchmesse 1968
  52. Die Kunst, weder Kain noch Abel zu sein
  53. Als Atheist in Fulda
  54. Parade der Wiedergänger
  55. Poetik – Ästhetik und des Kaisers Nacktarsch
  56. Zwischen Arthur Koestler und den Beatles
  57. Fragen an einen Totalitarismusforscher
  58. Meine fünf Lektionen
  59. Playmobilmachung von Harald Schmidt
  60. Freundliche Auskunft an Hauptpastor Goetze
  61. Denkfabrik am Pleißenstrand
  62. Rendezvous beim Kriegsjuristen
  63. Marx, Murx, Selbstmord (der Identität)
  64. Vom Aufsteiger zum Aussteiger? (I. Teil)
  65. Vom Aufsteiger zum Aussteiger? (II. Teil)
  66. Der Bunker ...
  67. Helmut auf allen Kanälen
  68. Leipzig anno 1956 und Berlin 2008
  69. Mit Konterrevolutionären und Trotzkisten auf dem Dritten Weg
  70. Die Sächsischen Freiheiten
  71. Zwischen Genossen und Werwölfen
  72. Zur Geschichte meiner Gedichte
  73. Poetenladen: 1 Gedicht aus 16 Gedichten
  74. Der Dritte Weg als Ausweg
  75. Unendliche Wende
  76. Drei Liebesgrüße für Marcel
  77. Wir lagen vor Monte Cassino
  78. Die zweifache Lust
  79. Hacks Haffner Ulbricht Tillich
  80. Mein Leben als Doppelagent
  81. Der Stolz, ein Ostdeutscher zu sein
  82. Vom Langen Marsch zum 3. Weg
  83. Die Differenz zwischen links und rechts
  84. Wo liegt Bad Gablenz?
  85. Quartier zwischen Helmut Schmidt und Walter Ulbricht
  86. Der 3. Weg eines Auslandssachsen
  87. Kriegsverrat, Friedensverrat und Friedenslethargie
  88. Am Anfang war das Gedicht
  89. Vom Buch ins Netz und zur Hölle?
  90. Epilog zum Welt-Ende oder DDR plus
  91. Im Hotel Folterhochschule
  92. Brief an Ernst Bloch im Himmel
  93. Kurze Erinnerung ans Bonner Glashaus
  94. Fritz Behrens und die trotzkistische Alternative
  95. 94/95 Doppelserie
  96. FAUST 3 – Franz Kafka vor Auerbachs Keller
  97. Rainer Werner Fassbinder ...
  98. Zähne zusammen­beißen ...
  99. Das Unvergessene im Blick
    1. Nachwort
Nachworte
  1. Nachwort
    siehe Folge 99
  2. Auf den Spuren des
    Günter Wallraff
  3. Online-Abenteuer mit Buch und Netz
  4. Rückschau und Vorschau aufs linke Leipzig
  5. Die Leipziger Denkschule
  6. Idylle mit Wutanfall
  7. Die digitalisierte Freiheit der Elite
  8. Der Krieg als Badekur?
  9. Wolfgang Neuss über Kurt Tucholsky
  10. Alter Sack antwortet jungem Sack
  11. Vor uns diverse Endkämpfe
  12. Verteidigung eines Gedichts gegen die Gladiatoren
  13. Parademarsch der Lemminge und Blochs Abwicklung
  14. Kampf der Deserteure
  15. Fritz Bauers unerwartete Rückkehr
  16. Der Trotz- und Hoffnungs-Pazifismus
  17. Als Fassbinder in die Oper gehen wollte
  18. Was zum Teufel sind Blochianer?
  19. Affentanz um die 11. Feuerbach-These
  20. Geschichten vom Geist als Stimmvieh
  21. Von Frankfurt übern Taunus ins Erzgebirge
  22. Trotz – Trotzalledem – Trotzki
  23. Der 3. Weg ist kein Mittelweg
  24. Matroschka –
    Die Mama in der Mama
  25. Goethe bei Anna Amalia und Herr Matussek im Krieg
  26. Der Aufgang des Abendlandes aus Auerbachs Keller
  27. Jan Robert Bloch –
    der Sohn, der aus der Kälte kam
  28. Das Buch, der Tod und der Widerspruch
  29. Pastor Gauck oder die Revanche für Stalingrad
  30. Bloch und Nietzsche werden gegauckt ...
  31. Hölle angebohrt. Teufel raus?
  32. Zwischen Heym + Gauck
  33. Von Marx über Bloch zu Prof. Dr. Holz
  34. Kafkas Welttheater in Auerbachs Keller
  35. Die Philosophenschlacht von Leipzig
  36. Dekonstruktion oder Das Ende der Ver­spä­tung ist das Ende
  37. Goethes Stuhl – ein Roman aus Saxanien
  38. Meine Weltbühne im poetenladen
  39. Von Blochs Trotz zu Sartres Ekel
  40. Die Internationale der Postmarxisten
  41. Dies hier war Deutschland
  42. Kopfsprünge von Land zu Land und Stadt zu Stadt
  43. Einiges Land oder wem die Rache gehört
  44. Schach statt Mühle oder Ernst Jünger spielen
  45. Macht ist ein Kriegszustand
  46. Dekonstruktion als Kriminalgeschichte I
  47. Damals, als ich als Boccaccio ging …
  48. Ein Traum von Aufklärung und Masturbation
  49. Auf der Suche nach der verschwundenen Republik
  50. Leipzig am Meer 2013
  51. Scheintote, Untote und Überlebende
  52. Die DDR musste nicht untergehen (1)
  53. Die DDR musste nicht untergehen (2)
  54. Ein Orden fürs Morden
  55. Welche Revolution darfs denn sein?
  56. Deutschland zwischen Apartheid und Nostalgie
  57. Nietzsche dekonstruierte Gott, Bloch den Genossen Stalin
  58. Ernst Jünger, der Feind und das Gelächter
  59. Von Renegaten, Trotzkisten und anderen Klassikern
  60. Die heimatlose Linke (I)
    Bloch-Oper für zwei u. mehr Stimmen
  61. Die heimatlose Linke (II)
    Ein Zwischenruf
  62. Die heimatlose Linke (III)
    Wer ist Opfer, wer Täter ...
  63. Die heimatlose Linke (IV)
    In der permanenten Revolte
  64. Wir gründen den Club der
    heimatlosen Linken
  65. Pekings große gegen Berlins kleine Mauer
  66. Links im Land der SS-Ober­sturm­bann­führer
  67. Zweifel an Horns Ende – SOKO Leipzig übernimmt?
  68. Leipzig. Kopfbahnhof
  69. Ordentlicher Dialog im Chaos
  70. Büchner und Nietzsche und wir
  71. Mit Brecht in Karthago ...
  72. Endspiel mit Luther & Biermann & Margot
  73. Die Suche nach dem anderen Marx
  74. Wer ermordete Luxemburg und Liebknecht und wer Trotzki?
  75. Vom Krieg unserer (eurer) Väter
  76. Wohin mit den späten Wellen der Nazi-Wahrheit?
  77. Der Feind ist in den Sachsengau eingedrungen
  78. Die Heldensöhne der Urkatastrophe
  79. Die Autobiographie zwischen
    Schein und Sein
  80. Auf der Suche nach der verlorenen Sprache
  81. Atlantis sendet online
  82. Zur Philosophie des Krieges
  83. Deutsche, wollt ihr ewig sterben?
  84. Der Prominentenstadl in der Krise
  85. Der Blick von unten nach oben
  86. Auf der Suche nach einer moralischen Existenz
  87. Vom Krieg gegen die Pazifisten
  88. Keine Lust aufs Rentnerdasein
  89. Von der Beschneidung bis zur
    begeh­baren Prostata
  90. Friede den Landesverrätern
    Augstein und Harich
  91. Klarstellung 1 – Der Konflikt um
    Marx und Bloch
  92. Bloch & die 56er-Opposition zwischen Philo­sophie und Verbrechen
  93. Der Kampf ums Buch
  94. Und trotzdem: Ex oriente lux
  95. Der Soldat: Held – Mörder – Heiliger – Deserteur?
  96. Der liebe Tod – Was können wir wissen?
  97. Lacht euren Herren ins Gesicht ...
  98. Die Blochianer kommen in Tanzschritten
  99. Von den Geheimlehren der Blochianer
Aufsatz