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Gerhard Zwerenz
Die Verteidigung Sachsens und warum Karl May die Indianer liebte

Sächsische Autobiographie in Fortsetzung | Folge 34

Dies ist eine sächsische Autobiographie als Fragment in 99 Fragmenten. Schon 1813 wollten die Sachsen mit Napoleon Europa schaffen. Heute blicken wir staunend nach China. Die Philosophen nennen das coincidentia oppositorum, d.h. Einheit der Widersprüche. So läßt sich's fast heldenhaft in Fragmenten leben.

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Brief mit Vorspann an Erich Loest

Erich Loest 1977
Erich Loest, Offenbach 1977 | Foto: Zwerenz

Alte Zeitungen können die neuesten Nachrichten bieten. Neulich fiel mir zufällig die FAZ vom 29.9.1999 in die Hände. Unter der lustigen Überschrift Dritte Wege? stand da vermerkt: »DDR-Opposition trägt in Chemnitz vor«. Im kommenden Wintersemester veranstaltet die Technische Universität Chemnitz unter Leitung des Politikwissenschaftlers Eckhard Jesse eine Vortragsreihe mit führenden DDR-Oppositionellen unter dem Titel ›1989/90 – 1999/2000: Revolution in der DDR – und zehn Jahre danach‹. Zu den vierzehn Rednern zählen: Jens Reich, Konrad Weiß, Marianne Birthler, Vera Lengsfeld, Markus Meckel, Rainer Eppelmann, Friedrich Schorlemmer und Joachim Gauck. Sie werden unter anderem schildern, wie sie in Gegnerschaft zur DDR-Diktatur gelangten, wie sie im Herbst 1989 zur deutschen Einheit und zu Vorstellungen eines ›dritten Weges‹ – zwischen DDR und Bundesrepublik, zwischen Marxismus und Marktwirtschaft – standen.« Leider erfuhr ich zu spät von der frohen Botschaft, sonst hätte ich unbedingt an Ort und Stelle hören wollen, wie revolutionär Eppelmann gewesen ist und welchen dritten Weg zwischen Marxismus und Marktwirtschaft Vera Lengsfeld ging. Ich kenne leider nur unsere Vorstellungen vom dritten Weg aus dem Jahr 1956, als unsere revolutionären Genossen von Harich bis Janka in Bautzen verschwanden und danach weder staatlich gaucken noch ministrabel wie Eppelmann werden durften, die als »führende DDR-Oppositionelle« (Originalton FAZ) die DDR in die Entindustrialisierung sowie Massenarbeitslosigkeit führten, Kriege bis zum Hindukusch inbegriffen. Wir wissen aus Geschichtsbüchern, schon Napoleon setzte die Revolution mit Kriegszügen bis zum bitteren Ende fort. So ist das mit den »führenden« Personen. In Chemnitz übrigens lehrt nicht nur der weltberühmte Politikwissenschaftler Eckhard Jesse, der »zehn Jahr danach« seine intellektuelle Revolutionsgarde von 1989 zur Siegesfeier um seinen Lehrstuhl versammelte, in der Stadt befindet sich auch der berühmt-berüchtigte Marx-Kopf, sächsisch Nischel genannt, von dem in wachhabenden Staatsschutzkreisen geraunt wird, der Alte rüste sich, demnächst für seinen Weg zwischem Marxismus und Marktwirtschaft zu demonstrieren. Professor Eckhard orderte vorsorglich bereits drei Fuhren Nato-Stacheldraht. Seine heißen Revolutionäre von Lengsfeld bis Rainer Eppelmann werden die Freiheit der Arbeitslosigkeit, dieses kostbare Gut, gegen den Marxschen Bolschewismus schon zu verteidigen wissen.

Aber Spaß beiseite. Was den von Eckhard Jesse zitierten »Dritten Weg« betrifft, verdanken wir diesen Begriff wie auch den vom »Sozialismus mit menschlichem Antlitz« polnischen Genossinnen und Genossen. Als Ernst Bloch 1957 die Worte benutzte, verdächtigte Erich Mielke ihn des Trotzkismus. Bloch stellte das erst später bei einer Rede im Trierer Geburtshaus von Karl Marx klar. Mag sein, Jesses »führende DDR-Oppositionelle« von 1989 wissen nichts darüber. Vielleicht sollte man 2009 eine treffendere Vortragsreihe in Chemnitz ansetzen, schließlich gibt es eine ganze Anzahl erinnerungswerter mit der Stadt verbundener Oppositioneller. Genannt seien Walter Janka, in Chemnitz geboren, 1933 inhaftiert in Bautzen und im KZ Sachsenburg, 1957 in Ostberlin mit fünf Jahren Zuchthaus bestraft. Leo Bauer, in Chemnitz aufgewachsen, 1933 verhaftet, 1952 in Ostberlin durch das sowjetische Militärtribunal zum Tode verurteilt, später zu 25 Jahren Arbeitslager begnadigt. Zu nennen wären auch die Chemnitzer Stefan Heym und Stephan Hermlin, deren antifaschistischer Widerstand erst die Voraussetzungen schuf, dass 1989 diverse bürgerliche Oppositionelle zu Wort kommen konnten, wenn es auch befremdet, wie pünktlich Vera Lengsfeld oder Rainer Eppelmann ihren früheren Pazifismus mit dem Ende der DDR ins Kriegerische verwandelten. Im Kai Homilius Verlag erschien Siegfried Prokops Anthologie Zwischen Aufbruch und Abbruch – Die DDR im Jahr 1956 – falls die revolutionäre Garde um Prof. Jesse etwas über ihre fernen Vorgänger erfahren möchte – aus diesem Buch könnten sie lernen, was es mit dem dritten Weg auf sich hat, einschließlich des heldenhaften Holzweges von 1989. Da das Chemnitzer Umland mit Mulde und Pleiße meine Geburtsheimat ist, die ich wegen meines Engagements für den dritten Weg 1957 verlassen musste, stehe ich dem dortigen zugereisten Politikwissenschaftler und seinen tapferen DDR-Oppositionellen gern für historische Auskünfte zur Verfügung, zumal in Sachsen wie dem gesamten Osten in Widerstandsfragen vorwiegend verordnete Lücken klaffen. Das betrifft schon die Kriegsfrage von 1914 an. Auch habe ich als früherer Oppositioneller von 1956/57 Fragen an die Oppositionellen von 1989, z.B. was sie heute von ihrer Revolution halten in einem Land, das von der Jugend verlassen, von Industrie und Arbeitsplätzen befreit, von Hausärzten entblößt wird. Was erleben wir denn: Fabriken schließen, Ortschaften versteppen, ganze Siedlungen geraten unter die Abrissbirne, eine Bevölkerung, die 1989 noch hoffnungsfroh in den Westen blickte, verfällt der Lethargie oder den braunen Lemuren und ihren Lügen, weil der allgemeine Rückbau durch Parteien und Staat längst einkalkuliert ist. Sollten wir DDR-Oppositionellen von vorgestern und gestern nicht einmal beim Marx-Nischel in Chemnitz darüber beraten, wo der Hase im Pfeffer liegt? Chemnitz, das goldene Tor zum Erzgebirge war Mittelpunkt einer hochentwickelten Industrie- und Kulturlandschaft – sind da nicht wirkliche Revolutionäre gefragt, die voraussetzungslos bereit sind, es erneut dazu werden zu lassen? Auch ich setzte 1989 wie viele andere meine Hoffnungen auf den Aufschwung des dritten Weges zwischen Marx und Marktwirtschaft. Stattdessen werden soziale Absicherungen liquidiert und wir erleben die Verödung eines Landstrichs zum Altersheim der Republik. Seit 1989 geht es hurtig voran auf einem Holzweg, das ist korrigierbar, wenn man nur will. Oder etwa nicht?

Die zwischen Schrebergärten und lieblichen Feuchtgebieten schwankende Bestseller-Literatur des deutschen Postheroismus wurde in ihrem genügsamen Selbstlauf in letzter Zeit ein wenig gestört. Enzensbergers exquisiter Generalsroman und Littells epische SS-Barden-Mordsromantik politisierten die laufenden Kulturoperetten ebenso wie das Dokumentenbuch Der Fall Hans Mayer vom Verlag Lehmstedt, der verrätselte Suhrkamp-Wälzer Johnson-Jahre und drei weitere Bücher, von denen ich hier nur Prozesskosten von Erich Loest nenne, weil's darin 13 schlägt. (Altes sächsisches Sprichwort, weil die gestaute Pleiße an jedem Wehr 13 Sekunden Fallhöhe hatte.)

Loest erzählt allerlei Krätzchen aus unserer schönen Vergangenheit, wie wir opponierten und siegten und besiegt wurden, so kriegt er die Kurve von den rauhen fünfziger Jahren des vergangenen 20. Jahrhunderts ins 21. der Jetztzeit, die auf neue Krisen und Kriege hinausläuft, was wir einst verhindern wollten. In zwei Fragen allerdings kann ich dem alten Freund und Kampfgefährten ganz und gar nicht folgen, und so entstand nach längerem Zögern dieser Brief:



Gerhard Zwerenz:
Die Liebe der toten Männer
Lieber Erich, Dein Buch, das Du an Ingrid schicktest, die es sogleich las, lag einige Zeit, von mir nicht wahrgenommen, im Flur des Hauses im Taunus, das Du ja kennst aus der Zeit, als wir uns noch kannten. So machte ich mich an die Lektüre bis zum unglaublichen Ende, das bringt mich zurück aufs Jahr 1959, als der Kölner Verlag Kiepenheuer und Witsch meinen 1953 in Leipzig begonnenen Roman Die Liebe der toten Männer druckte. Auf der ersten Seite heißt es:

»dies buch ist gewidmet meinen freunden erich loest und günter zehm und allen anderen in ulbrichts kerkern dies buch ist geschrieben gegen ihre kerkermeister und alle jene die das unrecht unterstützen, verschweigen oder insgeheim billigen, zur tagesordnung übergehen, den kaisern geben was ihnen nicht ist, von freiheit reden und nichts für sie tun«


Obwohl Günter Zehm seine steile Karriere über die Chefredaktion der Welt samt Feuilleton als ständiger Kolumnist der Jungen Freiheit fortführte und krönte, obwohl Du in Deinen Prozesskosten Zehms hirnlosen Vorwurf, Zwerenz sei ein Verräter, erst zurückweist und dann übernimmst, bedaure ich kein Wort im Vorspruch zu meinem Roman. Er dokumentiert meine schmerzhafte Sicht von 1959 im Rückblick auf die DDR im Jahr 1953 und ich erlaubte mir, keiner der gängigen, literarischen, politideologischen Moden zu folgen. Die Liebe der toten Männer ist ganz und gar mein Roman über unsere kommunistische Tragödie.

Zu Zehm habe ich außer einer knappen Trauerbekundung nichts Neues mehr zu äußern. Was ich zu sagen hatte, steht in Kopf und Bauch, Seite 139-152 mit Nachbemerkungen in Sklavensprache und Revolte, abgesehen von der poetischen Erwähnung im Gedichtband Venusharfe Seite 33.

Von den Differenzen abgesehen, die ich früherer Nähe wegen stets etwas untertrieb, ergab sich ein notwendiger Bruch nach Zehms charakterlosen Unverschämtheiten gegenüber Karola Bloch, die ihm in Leipzig häufig hilfreich beistand. Die Karriere in Hamburg war ihm wohl zu Kopfe gestiegen, als er 1979 Karola eine »politisch stramme Person« nannte, die »den Zugang« zu ihrem Mann »regelte und überwachte«, was ihn »zu Peinlichkeiten trieb«. Die Peinlichkeiten dieses Welt-Feuilleton-Chefs in der Pose des rechten Politkommissars bestehen u.a. in der Hysterie, die ihn in jede unterstützend gebotene Hand beißen ließ. Als ausgerechnet Fritz J. Raddatz, mit dem mich manche Fehde verband wie trennte, in der Frankfurter Rundschau vom 16.10.1971 meinen Roman Kopf und Bauch in höchsten Tönen begrüßte: »Schonungslos, erbarmungslos, ohne Verstellung … Man liest dieses Buch immer wieder ungläubig, staunend: gleißnerische, hochartifizielle exzessiv schöne Passagen …«, die Seiten über Zehm jedoch ablehnte, nahm ich's als Hamburger Kumpanei zwischen ZEIT- und Welt-Feuilleton, was es wohl auch war, aber nicht nur. Bis ausgerechnet Erich Loest im Jahr 2007 auf den Schmonzes des rechten Schmocks und seinen Verratsvorwurf hereinfällt.
I. Zwerenz | K. Bloch
Ingrid Zwerenz, Karola Bloch
Das bringt mich auf einen der Besuche Karola Blochs bei uns im Taunus. Ich fotografierte sie und Ingrid, als wir den steilen Hang des Oberreifenberger Friedhofs erkletterten. Plötzlich tippte Karola mir auf die Brust und sagte: »Du bist schuld, dass Ernst mich für eine Trotzkistin hielt.« Beschäftigt mit der Kamera, betrachtete ich ihr Wort als jene ironische Art von jüdisch-polnischer Kommunikation, wie sie uns vertraut war. Auch hatte ich mit Ernst schon in Leipzig über Trotzki gesprochen und mich Karola gegenüber wohl ein wenig lustig gemacht, weil Bloch beim Thema gern ins Historische abschweifte. Wie weit das führte, erkannte ich erst mit Hilfe der DDR-Lauscherei. In Der Fall Hans Mayer steht im 82. Bericht der Quelle Wild auf Seite 166, Bloch bemerkte 1957 Mayer gegenüber: »seine Frau habe zweifellos einen trotzkistischen Zug.« Mag sein, es war mehr die vitale Spontaneität und erfrischende Ehrlichkeit Karolas und weniger meine subkutane Wirkung, die ihr den Vorwurf einbrachte, der gar keiner ist, in der DDR jedoch Gefahr androhte, was Mielke ja auch tatsächlich zu nutzen suchte.

Zurück zum Verratsvorwurf und was ich Dir zu verraten habe. Unsere Bekanntschaft begann 1953, als ein Berliner Klüngel seinen Hochmut an Dir abreagierte und ich in der Weltbühne Dich und unser unheiliges Sachsen verteidigte, denn wir können, wenn angegriffen, doppelt und dreifach hochmütig antworten. Als es nach Deiner Verhaftung 1958 in Mittweida hier in der BRD verdächtig still blieb, schlug ich vom SBZ-Archiv bis zur FAZ in Rundfunk und Presse Alarm. Unser Bund auf Nähe und Distanz hielt bis zum Vereinigungsbruch. Verrat hat zwei Bedeutungen. Ich verrate Dir jetzt etwas, wovon ich glaubte, Du wüsstest es: Ich war gern DDR-Bürger und SED-Genosse, beides wäre ich gern geblieben. Das Land war unsere Chance und hatte 1956 die Möglichkeit einer Erneuerung verdient. Das misslang. Die Vereinigung von 1989/90 bot auch Chancen, doch die Welt wurde danach nicht besser. Im Gegenteil. Jetzt herrschen Vorkrieg, Krieg, Nachkrieg und Scharen bewaffneter Friedensengel zündeln eifrig als potentielle Selbstmörder herum. Wann auch immer die deutsche Einheit ausbrach, folgten Aufrüstung und Schlachtgetümmel: 1871, 1933, 1989/90. So verrate ich dir noch etwas – in Die Liebe der toten Männer folgt auf die erste Widmung eine zweite:

woran man glauben könnte:
1. die toten sind unsere feinde
2. macht ist ein kriegszustand
3. sieg eine perversion

Lieber Erich, es ist mir auf naheliegende und zugleich unangenehme Weise ernst mit diesem dreistufigen Bekenntnis. Ich war 19 Jahre alt, als ich von der Wehrmacht zur Roten Armee ging und niemand hätte mich aufhalten können. Es gibt Notwendigkeiten der Freiheit. Wer sie versäumt, zahlt. Es ist mir auch ernst mit jenem Kapitel in Sklavensprache und Revolte, in dem es heißt, »vor den 68ern (kamen) die 56er«, und das waren wir. Ich bin es geblieben und habe nichts abzuschwören und niemanden anzuklagen. Es sei denn mit einem Gelächter, das beim politischen Tod die Trauer ersetzt. An jenem Tag im Sommer 1957, ich war damals für eine sehr lange Zeit zum letzten Mal in Leipzig, gelang mir nicht, Bloch und Dich eindringlich genug zu warnen. Bloch zahlte mit jahrelanger Isolation, bis er 1961 aus der Stadt wegblieb. Dich kostete der Verbleib in Leipzig 7 Jahre Bautzen. Hätte ich Dir dort vielleicht Gesellschaft leisten sollen? Ich hatte meine 7 Jahre schon hinter mir: 2 Jahre Soldat, 4 Jahre Gefangener, 1 Jahr Tbc-Sanatorium. Niemand hätte mich damals am Verlassen der DDR hindern können, ausgenommen die Genossen selbst, doch hatten sie gerade etwas anderes zu tun.

Mein lieber alter Freund, spätestens nach Hitlers Rede von 1933 am Tisch des Generals Hammerstein, in der Adolf verkündete, er werde Pazifismus und Marxismus vernichten, warnen die Folgen des deutschen Großmacht-Wahns. Dein Buch Prozesskosten ist auf schmerzliche Weise unverzichtbar, bis auf die Anleihe bei einem Rechtsabweichler, dessen irrationale Tollheiten jeder Nachsicht entbehren müssen. Es führt kein Weg zurück. Als Gruß zum Abschied die letzten Sätze aus Die Liebe der toten Männer:


Man brachte Ball in die Haftanstalt. Von allen Seiten fuhren die Wagen heran und löschten die Ladung. Im Hof standen die Verhafteten in Gruppen. Der 17. Juni rückte langsam ans Ende der Welt, und seine Helden fielen in die Abgründe der Rache.

Mitten im Hof stand ein Tisch. Man nahm die Personalien der Häftlinge auf. Neben dem Tisch lauerten Erkel und einer der fremden Offiziere.

Als Ball vortrat, fuhr ihm ein rasender Schmerz ums linke Handgelenk, als schnitte ihm ein Messer ins Fleisch. Ball schrie auf, und sein Schrei glich jenem Schrei von vorhin, als sie ihn geholt hatten; ein wilder, unmenschlicher Schrei, wie man ihn nur an manchen Abenden in der Nähe von Schlachthöfen hört. Ball streckte seine gefesselten Hände vor, daß sie weit aus den Ärmeln herausragten, und starrte auf sein linkes Handgelenk. Dort wand sich ein roter schwellender Streifen wie eine Schlange durch die Haut.

Neben Ball aber standen Erkel und einer der fremden Offiziere. Ihre Lippen waren weiß geworden, und um ihr linkes Handgelenk schnellte der rote Streifen wie eine Kette.


PS: Kaum war das letzte Wort des Briefes an Loest geschrieben, weiß der jüngste Hamburger Himmelsbote vom 21.4.08, Spiegel genannt, zu berichten, die Ostdeutschen müssten im »Kampf mit der Linken« von Ostdeutschen regiert werden. Für den »Chemnitzer Politologen Eckhard Jesse« sei es ganz wichtig, »dass die Sachsen nun von einem Sachsen regiert werden.«

Werden sie am Ende etwa Walter Ulbricht noch ausgraben?

Am Montag, den 19. Mai 2008, erscheint das nächste Kapitel.

Gerhard Zwerenz   12.05.2008

Gerhard Zwerenz
Serie
  1. Wie kommt die Pleiße nach Leipzig?
  2. Wird Sachsen bald chinesisch?
  3. Blick zurück und nach vorn
  4. Die große Sachsen-Koalition
  5. Von Milbradt zu Ernst Jünger
  6. Ein Rat von Wolfgang Neuss und aus Amerika
  7. Reise nach dem verlorenen Ich
  8. Mit Rasputin auf das Fest der Sinne
  9. Van der Lubbe und die Folgen
  10. Unser Schulfreund Karl May
  11. Hannah Arendt und die Obersturmbannführer
  12. Die Westflucht ostwärts
  13. Der Sänger, der nicht mehr singt
  14. Ich kenne nur
    Karl May und Hegel
  15. Mein Leben als Prophet
  16. Frühe Liebe mit Trauerflor
  17. Der Schatten Leo Bauers
  18. Von Unselds Gegner zu Holtzbrincks Bodyguard
  19. Karl May Petrus Enzensberger Walter Janka
  20. Aus dem Notizbuch eines Ungläubigen
  21. Tanz in die zweifache Existenz
  22. General Hammersteins Schweigen
  23. Die Pleiße war mein Mississippi
  24. Im Osten verzwergt und verhunzt?
  25. Uwe Johnson geheimdienstlich
  26. Was fürchtete Uwe Johnson
  27. Frühling Zoo Buchmesse
  28. Die goldenen Leipziger Jahre
  29. Das Poeten-Projekt
  30. Der Sachsenschlag und die Folgen
  31. Blick zurück auf Wohlgesinnte
  32. Sächsische Totenfeier für Fassbinder (I)
  33. Sächsische Totenfeier für Fassbinder (II)
  34. Brief mit Vorspann an Erich Loest
  35. Briefwechsel mit der Welt der Literatur
  36. Die offene Wunde der Welt der Literatur
  37. Leipzig – wir kommen
  38. Terror im Systemvergleich
  39. Rachegesang und Kafkas Prophetismus
  40. Die Nostalgie der 70er Jahre
  41. Pauliner Kirche und letzte Helden
  42. Das Kickers-Abenteuer
  43. Unser Feind, die Druckwelle
  44. Samisdat in postkulturellen Zeiten
  45. So trat ich meinen Liebesdienst an …
  46. Mein Ausstieg in den Himmel
  47. Schraubenzieher im Feuchtgebiet
  48. Der Fall Filip Müller
  49. Contra und pro Genossen
  50. Wie ich dem Politbüro die Todesstrafe verdarb
  51. Frankfurter Polzei-buchmesse 1968
  52. Die Kunst, weder Kain noch Abel zu sein
  53. Als Atheist in Fulda
  54. Parade der Wiedergänger
  55. Poetik – Ästhetik und des Kaisers Nacktarsch
  56. Zwischen Arthur Koestler und den Beatles
  57. Fragen an einen Totalitarismusforscher
  58. Meine fünf Lektionen
  59. Playmobilmachung von Harald Schmidt
  60. Freundliche Auskunft an Hauptpastor Goetze
  61. Denkfabrik am Pleißenstrand
  62. Rendezvous beim Kriegsjuristen
  63. Marx, Murx, Selbstmord (der Identität)
  64. Vom Aufsteiger zum Aussteiger? (I. Teil)
  65. Vom Aufsteiger zum Aussteiger? (II. Teil)
  66. Der Bunker ...
  67. Helmut auf allen Kanälen
  68. Leipzig anno 1956 und Berlin 2008
  69. Mit Konterrevolutionären und Trotzkisten auf dem Dritten Weg
  70. Die Sächsischen Freiheiten
  71. Zwischen Genossen und Werwölfen
  72. Zur Geschichte meiner Gedichte
  73. Poetenladen: 1 Gedicht aus 16 Gedichten
  74. Der Dritte Weg als Ausweg
  75. Unendliche Wende
  76. Drei Liebesgrüße für Marcel
  77. Wir lagen vor Monte Cassino
  78. Die zweifache Lust
  79. Hacks Haffner Ulbricht Tillich
  80. Mein Leben als Doppelagent
  81. Der Stolz, ein Ostdeutscher zu sein
  82. Vom Langen Marsch zum 3. Weg
  83. Die Differenz zwischen links und rechts
  84. Wo liegt Bad Gablenz?
  85. Quartier zwischen Helmut Schmidt und Walter Ulbricht
  86. Der 3. Weg eines Auslandssachsen
  87. Kriegsverrat, Friedensverrat und Friedenslethargie
  88. Am Anfang war das Gedicht
  89. Vom Buch ins Netz und zur Hölle?
  90. Epilog zum Welt-Ende oder DDR plus
  91. Im Hotel Folterhochschule
  92. Brief an Ernst Bloch im Himmel
  93. Kurze Erinnerung ans Bonner Glashaus
  94. Fritz Behrens und die trotzkistische Alternative
  95. 94/95 Doppelserie
  96. FAUST 3 – Franz Kafka vor Auerbachs Keller
  97. Rainer Werner Fassbinder ...
  98. Zähne zusammen­beißen ...
  99. Das Unvergessene im Blick
    1. Nachwort
Nachworte
  1. Nachwort
    siehe Folge 99
  2. Auf den Spuren des
    Günter Wallraff
  3. Online-Abenteuer mit Buch und Netz
  4. Rückschau und Vorschau aufs linke Leipzig
  5. Die Leipziger Denkschule
  6. Idylle mit Wutanfall
  7. Die digitalisierte Freiheit der Elite
  8. Der Krieg als Badekur?
  9. Wolfgang Neuss über Kurt Tucholsky
  10. Alter Sack antwortet jungem Sack
  11. Vor uns diverse Endkämpfe
  12. Verteidigung eines Gedichts gegen die Gladiatoren
  13. Parademarsch der Lemminge und Blochs Abwicklung
  14. Kampf der Deserteure
  15. Fritz Bauers unerwartete Rückkehr
  16. Der Trotz- und Hoffnungs-Pazifismus
  17. Als Fassbinder in die Oper gehen wollte
  18. Was zum Teufel sind Blochianer?
  19. Affentanz um die 11. Feuerbach-These
  20. Geschichten vom Geist als Stimmvieh
  21. Von Frankfurt übern Taunus ins Erzgebirge
  22. Trotz – Trotzalledem – Trotzki
  23. Der 3. Weg ist kein Mittelweg
  24. Matroschka –
    Die Mama in der Mama
  25. Goethe bei Anna Amalia und Herr Matussek im Krieg
  26. Der Aufgang des Abendlandes aus Auerbachs Keller
  27. Jan Robert Bloch –
    der Sohn, der aus der Kälte kam
  28. Das Buch, der Tod und der Widerspruch
  29. Pastor Gauck oder die Revanche für Stalingrad
  30. Bloch und Nietzsche werden gegauckt ...
  31. Hölle angebohrt. Teufel raus?
  32. Zwischen Heym + Gauck
  33. Von Marx über Bloch zu Prof. Dr. Holz
  34. Kafkas Welttheater in Auerbachs Keller
  35. Die Philosophenschlacht von Leipzig
  36. Dekonstruktion oder Das Ende der Ver­spä­tung ist das Ende
  37. Goethes Stuhl – ein Roman aus Saxanien
  38. Meine Weltbühne im poetenladen
  39. Von Blochs Trotz zu Sartres Ekel
  40. Die Internationale der Postmarxisten
  41. Dies hier war Deutschland
  42. Kopfsprünge von Land zu Land und Stadt zu Stadt
  43. Einiges Land oder wem die Rache gehört
  44. Schach statt Mühle oder Ernst Jünger spielen
  45. Macht ist ein Kriegszustand
  46. Dekonstruktion als Kriminalgeschichte I
  47. Damals, als ich als Boccaccio ging …
  48. Ein Traum von Aufklärung und Masturbation
  49. Auf der Suche nach der verschwundenen Republik
  50. Leipzig am Meer 2013
  51. Scheintote, Untote und Überlebende
  52. Die DDR musste nicht untergehen (1)
  53. Die DDR musste nicht untergehen (2)
  54. Ein Orden fürs Morden
  55. Welche Revolution darfs denn sein?
  56. Deutschland zwischen Apartheid und Nostalgie
  57. Nietzsche dekonstruierte Gott, Bloch den Genossen Stalin
  58. Ernst Jünger, der Feind und das Gelächter
  59. Von Renegaten, Trotzkisten und anderen Klassikern
  60. Die heimatlose Linke (I)
    Bloch-Oper für zwei u. mehr Stimmen
  61. Die heimatlose Linke (II)
    Ein Zwischenruf
  62. Die heimatlose Linke (III)
    Wer ist Opfer, wer Täter ...
  63. Die heimatlose Linke (IV)
    In der permanenten Revolte
  64. Wir gründen den Club der
    heimatlosen Linken
  65. Pekings große gegen Berlins kleine Mauer
  66. Links im Land der SS-Ober­sturm­bann­führer
  67. Zweifel an Horns Ende – SOKO Leipzig übernimmt?
  68. Leipzig. Kopfbahnhof
  69. Ordentlicher Dialog im Chaos
  70. Büchner und Nietzsche und wir
  71. Mit Brecht in Karthago ...
  72. Endspiel mit Luther & Biermann & Margot
  73. Die Suche nach dem anderen Marx
  74. Wer ermordete Luxemburg und Liebknecht und wer Trotzki?
  75. Vom Krieg unserer (eurer) Väter
  76. Wohin mit den späten Wellen der Nazi-Wahrheit?
  77. Der Feind ist in den Sachsengau eingedrungen
  78. Die Heldensöhne der Urkatastrophe
  79. Die Autobiographie zwischen
    Schein und Sein
  80. Auf der Suche nach der verlorenen Sprache
  81. Atlantis sendet online
  82. Zur Philosophie des Krieges
  83. Deutsche, wollt ihr ewig sterben?
  84. Der Prominentenstadl in der Krise
  85. Der Blick von unten nach oben
  86. Auf der Suche nach einer moralischen Existenz
  87. Vom Krieg gegen die Pazifisten
  88. Keine Lust aufs Rentnerdasein
  89. Von der Beschneidung bis zur
    begeh­baren Prostata
  90. Friede den Landesverrätern
    Augstein und Harich
  91. Klarstellung 1 – Der Konflikt um
    Marx und Bloch
  92. Bloch & die 56er-Opposition zwischen Philo­sophie und Verbrechen
  93. Der Kampf ums Buch
  94. Und trotzdem: Ex oriente lux
  95. Der Soldat: Held – Mörder – Heiliger – Deserteur?
  96. Der liebe Tod – Was können wir wissen?
  97. Lacht euren Herren ins Gesicht ...
  98. Die Blochianer kommen in Tanzschritten
  99. Von den Geheimlehren der Blochianer
Aufsatz