Stele [griech.] Pfeiler, Säule als Grab- oder Gedenkstein
Die Stelen sind der Anfang einer Sammlung kleiner literarischer „Gedenksteine“ in Form eines Gedichtes jüngst verstorbener Dichter, überwiegend fremdsprachiger, aber auch deutschsprachiger. Ausgangspunkt sind unter anderem aktuelle Todesmeldungen in den poetry news. Idee und Konzept: Hans Thill.
Rifaat Sallam
(Menyet Shebin 1951 – Kairo 2020)
ein letzter blick
eine sonne trinkt tee
ein wind schläft in meinem bett
eine wolke unter kissen
ein feuer geht die wand hoch
die kleinen dinge winken mir zu
die leere zigarettenpackung
ich gehe
Aus dem Arabischen übersetzt von Mahmoud Hassanein und Hans Thill.
Aus: Rifaat Sallam. ala chaseret al-ard. muchtarat schiaria
[An der Lende der Erde. Ausgewählte Gedichte].
General Organization of Culture Palaces, Kairo 2020.
»Ich konnte mein Leben nicht planen. Es wurde von der Dichtung vorbestimmt.«
Rifaat Sallam, geboren 1951 östlich von Kairo, hat seine ersten Gedichte in den 1970er Jahren, seinen ersten Gedichtband 1987 unter dem Titel Die Rose des schönen Chaos veröffentlicht. 2020 erschienen seine letzten Gedichtbände Ich weide das Vieh auf dem Wasser und An der Lende der Erde. Ausgewählte Gedichte. Zu seinen Übersetzungen gehören das lyrische Gesamtwerk von Charles Baudelaire, Konstantínos Kaváfis und Arthur Rimbaud sowie ausgewählte Gedichte von Alexander Puschkin, Wladimir Majakowski und Jannis Ritsos. Auszeichnungen: Kaváfis-Preis 1993 und Aboul-Qacem Echebbi-Lyrikpreis 2018. Er starb im Dezember 2020.
08.01.2021