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Stele [griech.] Pfeiler, Säule als Grab- oder Gedenkstein
Die Stelen sind der Anfang einer Sammlung kleiner lite­rarischer Gedenks­teine in Form eines Gedichtes jüngst ver­stor­bener Dichter, über­wiegend fremd­sprachiger, aber auch deutsch­sprachiger. Aus­gangs­punkt sind unter ande­rem aktuelle Todes­mel­dungen in den poetry news. Idee und Konzept: Hans Thill.

Liste der Stelen   ↓

 

Petre Stoica
(Peciul Nou 1931 – Jimbolia 2009)


Aus der Chronik des Alten
In diesem Städtchen entleert seiner Vergangenheit
und zugedröhnt mit falschen Gesängen
lebt eine Frau Schwester des Morgens
blättert in Büchern und trägt
Kleider aus Jasmin

Niemand sieht sie

Ich spüre ihr Licht das
die Ruine meines Körpers umspielt

Aus: Aus der Chronik des Alten. Verlag Das Wunderhorn 2004. Übersetzung von Johann Lippet

 

»Ein Vorbild für die jüngere Generation ist auch die Real-Poesie Petre Stoicas, denn Stoica strebt eine Inventaraufnahme des Zufälligen an, um das Prosaische lyrikfähig zu machen, die Wunder des Alltags. Das hintergründige Mitdenken eines Gesetzes von Zufall und Offenheit (…) wider das Fest­gelegte.«
Dieter Schlesak

 

Petre Stoica wurde am 15.2.1931 im rumänischen Banat geboren und starb am 20.3.2009 in Hatzfeld/Jimbolia (Rumänien, Banat). In Bukarest studierte er Philologie und machte als Redakteur der Zeitschrift Secolul 20 das rumänische Lesepublikum mit der neueren deutschen Literatur bekannt. Er veröffentlichte zahlreiche Gedichtbände, in Deutschland erschien 1977 der Auswahlband Und nirgends ein Schiff aus Attika (LCB-Edition), übersetzt von Oskar Pastior. Petre Stoica war Gründer der Deutsch-Rumänischen Kulturstiftung und gilt als einer der bekanntesten Dichter Rumäniens.

 

05.07.2009