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Umkreisungen    25 Auskünfte zum Gedicht
Herausgegeben von Jürgen Brôcan und Jan Kuhlbrodt

Mathias Traxler
Bin wieder hier vorbeigekommen und habe diesen Text gesagt
Die Gründe, einen Text überhaupt zu sagen, sind sehr wenige Personne
Parlez avec moi, Paris 1951. Bums und der Tag ist weg.
Jeder Form von Glück ist in irgendeiner Weise kein Bild von Sexua­lität, Dach oder Dach­boden (über­arbeiten) da­zwischen­gekommen. Und die ver­ab­schie­den mich hätte ich ja gesagt. Die Praktikabilität von etwas Gesagtem misst sich daran, wenn man den Gedanken ver­grössert, ob dabei Menschen. drauf­gehen. Wenn du sagst nochmals das zerfällt bietet sich ein Blick Koch­stelle ich mache dich fertig. Endlich fand ich jemanden, der das gleiche schon einmal geschrieben hatte. Schuhe Nacht­tisch­lampe. Die plötzliche Verrücktheit hat etwas ent­kleidendes
abstauben Wedel
Wir sagen über das Leben. Es ist wertvoll. Deshalb sind es Gedanken Verschiedener, die
ich mich beziehe. Fäden verloren. Das führt zu immer schnelleren Bewe­gungen.

Daten löschen.

Die Tisch­oberfläche, die Tasse, die Untertasse, der Löffel, der Schatten des Löffels. Das Glas steht sehr nahe neben der Unter­tasse. Die Kerze, das Glas. Die Kerze bewegt sich.

Das war schön dahingeschmolzen Ausbruchs­versuche Ich zahle nie für etwas Notarzt Rettung. Schaffe dir Unsicherheit auf ganz andere Füsse fällt
ge

verbrennen und verbrennen

wir unterschätzen und eman­zipieren uns enthemmt
Hemd

abne Suchbegriffe. Es war alles gut zu jedem der Begriffe wünschte ich mehr Nähe aber die innere Benet­zung ander gespannt in der Lage auf den gegangen die Situation ist nicht gesagt nur der Text und was du suchst mit ihr und was du mit ihr machst Gerade das wollte ich ja nicht deine Speise deine Spucke. Ich gehe so lange, bis ein Satz auftaucht. Natürlich würde ich das nicht auf­schreiben Natür­lich wurde das nicht auf­geschrieben, um liegen­ge­lassen zu werden, sondern um einen stetigen Kontakt aufrecht zu halten, um nachher die Seile wieder aufzulösen
beinahe restlos über­zeugt kraft logischen Denkens. Ich klatsche nicht die Sonne scheint
heisst unwirklich toll na kein Schmerz von uns der richtige Gesichts­ausdruck zum
jetzt wissen wir auch sofort wer wir sind nun ist das auch aus der Welt


diese eine Sicherheit hatte ich nie, nie das Befrie­digende
eines Gedichts. Irgendeine Schönheit zu feiern.
welch Brüste des Regens
unten kommt der Boden an
wer wird angesprochen


Ich bin der Tourismusdirektor. Der Urlauberaustausch hat statt­gefunden. Die Gläubigen sind in Ekstase, wir müssen den, reisser, Pfarrer, schützen. Wo findet das denn statt. Bestandessatz. Ohne meine promiske Konstante wäre ich tot. Dass jemand sich so grundlegend ändert und nicht mehr anssprechbar ist. Kein grösseres ­Gefühl von Verlust.

Lachen kleine Bündel.

letzter geschriebener Text, kein Grund für Scham,

Über die Reihenfolge



Auf dem offenen Wasser, wo nur eine Linie die Grenze zum ­Himmel und wo die Stadt nicht ist, beginnt ein Gedicht von Kuno Raeber mit dem Ende vor dem Gedicht. Am Anfang des Gedichts, welches ein Ende ist, gehen die Wände auf. Das Gesprochene geht aber immer durch. Die Wände, die beim Lesensende ein Gang werden, die Wände, die das Sichtbare zerteilten? Ganz einfach die Wände des Nachmittags? Mit was für einem Ende beginnt das? Mit dem Ende der Nacht oder mit dem Ende des Tellers, mit dem der Text endet?


Und am Ende
weichen die Wände nach beiden
Seiten gleißend
die See und still und
keine Grenze nirgendwo nirgends es sei denn
der Strich der den Himmel
scheidet die Dünste
blindlings scheidet vom riesigen
silbernen Teller.


Die Zimmerwände, die Seiten, das Meer scheint, das Gesprochene geht aber immer durch. Nach dem Gedicht sprechen wir einfach weiter. Der Strich, der auf offenem Meer den Horizont von der Wasseroberfläche teilt, hat dieselben Funktionen wie der Strich (mit dem Stängel nach oben?), der den Tisch vor mir von seinem Hintergrund oder dir trennt, oder die Dinge, die sich auf dem Tisch befinden, von der Zimmerwand oder dem Tisch. Der silberne Teller ist auch der auf einem Stilllebengemälde. Es steht in dem Gedicht eine Austauschbarkeit von Wörtern, die mich fesselt, ein Bröckeln. Dass ich mich in diesem Bild zurechtfinden kann, es verändern möchte, ist mir erklärbar mit einem Gefühl von Glück. Das Argusgefühl in der Badewanne.
Nur, mit dem Austauschen von Wörtern lässt sich aber keine Leidenschaft erzeugen. Es muss aber um Leidenschaft gehen. Das ist wie: ich bin einer auf der Bühne, keiner, ich spiele nichts, ich zeige einfach. Es gibt keine Gedichte. Nein, Leidenschaft heisst, das ganze Wasser tauschen. Man müsste vielleicht, auch wenn man es nicht kann, jedes Mal, wenn man eins sagt, etwas daran ändern, auch wenn das Gedicht dadurch schlechter oder mehr würde. Früher oder später würdest du einen Fehler machen und meinen eigenen Körper neu formuliert haben wollen. Denn alles, was dieser Körper kann, ist Sätze und (Sprünge) ordnen, die in Erinnerung behalten. „Und am Ende weichen die Wände nach beiden Seiten gerissen.“ Zeigst du es mir? Ist die Nacht eine Linie/Lunte?
Das Netz absuchen, das mich auffängt. Vorsichtsh. schon lesen, ich wusste nicht, dass unsere Erde ist der Regen zunehmend oder zum anfassen, ist auch meine möchtest du das ein bisschen anprobieren wohl das hat Hand und überlagern Druck ist ist meine meine Augen in den Staub ich bin zu Schritte gegangen durch die Realisation dir überhaupt noch schreibe.

Am Ende. Aus: Kuno Raeber. Werke in 5 Bänden. Band 1: Lyrik. Nagel & Kimche 2002 (Abgewandt Zugewandt. Ammann 1985)


[Materialien]


Brig No.11

die Nägel sind eingeschlagen, die Köpfe
noch nicht und wärst du jetzt hier, könnten
wir anstossen auf ein Glas Wein, und
trinken wie Liebe, auf die Nüsse


(Wanderlieder) No.17

der Bettler kommt mit allem
um die Sonne mit den Armen
wie verschollen bitte Telefon
und Schuhnummern tasten
welch Brüste des Regens
unten kommt der Boden an

Jürgen Brôcan und Jan Kuhlbrodt (Hg.)
Umkreisungen
25 Auskünfte zum Gedicht
poetenladen 2010
ISBN 978-3-940691-11-8
192 Seiten, 15.80 EUR

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Das Buch im Verlag   externer Link

Kapitel

1   Die Innenseite des Papiers
2   Reste in der Hosentasche
3   Handwerk und Rätsel
4   Wirklichkeitsmorgen

Vor allem aber rücken einige Dichter dem Leser erstaunlich nah, ohne dass der Zauber ihrer Verse durch das Erhellen der Erlebnissituation leiden würde, aus der ihr Beitrag hervorgegangen ist.
Am Erker

Illustratorin Miriam Zedelius kleidetete die Umkreisungen subtil in ein Leichtigkeit verheißendes Gewand.
ND

In der unterschiedlichen Herangehensweise der Autoren liegt zugleich die Stärke des Bandes: So individuell wie die Autoren und ihre Gedichte sind auch die Perspektiven auf den eigenen Text.
Zeichen & Wunder

Mathias Traxler, * 1973 in Basel. Jurastudium. Seit 1999 lebt und arbeitet er in Berlin. Seine Arbeitsgebiete sind Lyrik und Prosa. Seine Texte sind zuletzt in den Zeitschriften EDIT und Ostragehege und im Jahrbuch der Lyrik 2009 erschienen.

Mathias Traxler  19.06.2010   

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   Mathias Traxler
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Jürgen Brôcan: Einige Vorsätze
Die Geometrie des Gedichts
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Ein Gedicht und seine Geschichte
Drei Gedichte – Zyklisches Schreiben
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Fragmente einer natur­wissen­schaft­lichen Poetologie
Belladonna
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L’ autre monde oder:
Von der Unmöglichkeit
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Kraniche am Himmel –
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J. Kuhlbrodt: Vom Diskurs zur Freiheit