Passt, wackelt und hat Luft?
Gerhard Falkner antwortet Hendrik Jackson
Gerhard Falkner Foto: Patrick Hanisch
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Lieber Hendrik Jackson,
kurz zu Raufbild aus Affe und Stern.
Ich kann in Deinem eigenen Interesse nur hoffen, dass die Kontrahenten in deinem Raufbild nicht über kurz oder lang als Metaphern für Dich und mich gelesen werden.
Es wäre doch schade um ihre schöne, poetische Anonymität.
Du wirst ja sicherlich nicht wirklich angenommen haben, dass ich auf das Angebot eingehen würde, auf Deiner net-site Lyrikkritik.de eine „Gegendarstellung“ zu bringen, wie Du in Deiner Mail, in der Du mir Deine „Raufschrift“ angekündigt hast, so „generös“ angeboten hast.
Ich werde nicht plötzlich damit anfangen, meine Überlegungen zur Literatur und ihren „Betriebsformen“ in Leserbriefformaten abzufassen.
Selbstverständlich habe ich gegen Polemiken nichts einzuwenden – wie könnte ich auch.
Allerdings halte ich an Polemiken die Schärfe des Gedankens und seiner Formulierung für mindestens ebenso wichtig wie die Greifbarkeit ihrer Veranlassung.
Sie sollten an überprüfbaren oder nachvollziehbaren „Ungenügsamkeiten oder Unredlichkeiten“ sich entzünden.
Davon gibt es ja wirklich genug, und es müssten doch eigentlich für jeden Geschmack welche dabei sein, auch solche, die selbst aus deinem Munde Hand und Fuß haben könnten.
Es gibt allerdings einen, ich möchte nicht sagen, feinen, sondern in der Tat eher groben Unterschied zwischen Polemik und Denunziation.
Zur letzteren Kategorie zähle ich Deine Unterstellung: „Dass er, wie wohl kaum ein anderer Dichter in Deutschland, um den Huchelpreis gebuhlt hat, und dass bei jedem an ihm vorbeigereichten Preis sein Gorillaherz bebt.“
Mit er, sagte ich mir, als ich das las, ist Gerhard Falkner gemeint.
Bei dieser Person kann es sich ja eigentlich nur um mich handeln.
Nur um mir dies, als ich es las, noch einmal zu vergegenwärtigen, bevor ich vielleicht ganz umsonst einen Moment tiefen Durchatmens auf mich genommen hätte.
Ich verkneife mir die Annahme, aus welcher Sickergrube dieser Gedanke aufgestiegen sein muss.
Weiter nichts als eine schlichte Projektion dahinter zu vermuten, wäre eine nicht ohne weiteres akzeptierbare Beschönigung.
Die Behauptung, die Du da in dieser als „Auslassung“ apostrophierten Raufschrift vorbringst und schön umrahmst mit Selbstzitaten, ist etwa so nachvollziehbar wie die Unterstellung, dass Gott bestimmt Atheist sein müsse oder etwas wahrscheinlich nicht fliegt, weil es ein Flugzeug ist.
Gegen das Gorillaherz hätte ich gar nichts einzuwenden, ich liebe Primaten, wenn es um Tiere sich handelt.
Nur würde es als das meinige vermutlich weniger über an mir vorbeigereichte Preise beben, sondern eher über die Barbarei eines solchen, aus reiner Bosheit aus dem Ärmel geschüttelten Blödsinns.
Nur weil Hendrik Jackson oben vor Zorn der Kopf wackelt, müsste ja nicht unbedingt unten ein Küchlein aus dem Steiß fallen.
In der Tat habe ich nie in meinem Leben um einen Preis „gebuhlt“, gerade eben das nun wirklich überhaupt nicht, (wenn Du Dich in den vorsätzlich schlingernden Sinn der Überhäufung dieses eingeschobenen Nebensatzes hineindenken kannst), wiewohl ich einiges kritisiert habe, was in dieser Richtung an geläufigen Schamlosigkeiten möglich ist.
Ich höre nur immer wieder, dass Du bei jedem Preis, sogar wenn er an die von uns beiden so geschätzte Monika Rinck geht, Dich überall beklagst, dass auch dieser Preis wieder nicht an Dich ging, wo Du ihn doch viel nötiger hättest.
(Was bei Dir auf dem verqueren Zirkelschluss schließen lässt, dass mit nötiger haben auch verdienen schon impliziert wäre?)
Ich fordere Dich daher hier in aller Freundschaft, ebenso wie in aller Entschiedenheit auf, mir die Stationen, Situationen oder Personen (eine würde genügen!) dieses Buhlens (wie kein anderer deutscher Dichter!) zu nennen, oder aber dem bösartigen Hirngespinst dieses Gedankens morgen vor dem Spiegel beim Zähneputzen offen in die Augen zu blicken.
Ich meine diese Aufforderung ernst.
Der Beweis für die Richtigkeit meiner Vermutung wird sein, dass Du im Spiegel niemand anderen entdecken wirst als Hendrik Jackson!
Meine ja in dieser Hinsicht recht transparente Biographie belegt wohl niet- und nagelfest, dass ich mir durch Distanz und Kritik kontinuierlich jene Knüppel zwischen die Beine geworfen habe, die die gesamten 80er und 90er Jahre jeden Literaturpreis gar nicht in meine Nähe kommen ließen, während sie so vielen „Geschäftigen“ nicht versagt wurden, die damals so windschnittig, aalglatt und vom Eise befreit waren, wie es heute fast alle sind.
Meine kritische Haltung, die vielen, wie Du unterstellst, heute fremd ist, was ich nicht unbedingt als Wunder bewerten möchte, sondern eher als Defizit im Sinne einer Immunschwäche, die sich ja nicht nur kulturell, sondern auch als (sozial)politisch Indifferenz manifestiert, knüpft aus tiefster Überzeugung an die seit der Klassik und Romantik im modernen Sinne gepflegte Tradition der Polemik an, zu der mir als Idealbild die Xenien von Goethe und Schiller immer vor Augen stehen.
Schon mal gehört?
Kraft durch Freude am eigenen Verstand?
Man muss nicht immer nur exklusiv und zwanghaft an Heine oder Karl Kraus denken, als ob es dabei um die berühmten Ausnahmen sich handeln würde.
Im Grund genommen hat fast jeder unabhängige und einigermaßen bedeutende Autor sich an dieser wichtigen Aufgabe beteiligt, und die halbe Antike von Catull bis Martial stand Pate.
Der französische Esprit, dessen Ableben nach dem Ende des Poststrukturalismus als ein schwerer Verlust gelten darf, würde gar nicht existiert haben ohne dieses polemisierende aber äußerst fruchtbare Fluidum, das, wie du schreibst, vielen heute fremd ist.
Karl Valentin hat unser kleines Problem auf den Punkt gebracht, in dem er sagte: Nur in der Fremde ist der Fremde fremd!
Die das eigene Werk begleitende Polemik gegen unscharfe Ränder in ihrer sozialen und kulturellen Abzeichnung entspringt ja nicht zwangsläufig der Gehässigkeit und Selbstglorifizierung ( Raufbild von Affe und Stern einmal ausgenommen), sondern der belebenden Streitlust, dem Tonikum des Disputs.
Sie ist oft Begleiterscheinung oder vielleicht sogar Voraussetzung für die Schärfung des Urteils und funktioniert als die einzige zuverlässige Kläranlage in einem immer durch organisiertes Mittelmaß und geile gegenseitige Befummelung getrübten Wasser, als welches man die eigene Zeit sich vorzustellen hat.
Bis weit über das Erscheinen von „Über den Unwert des Gedichts“ hinaus habe ich mich an den Grundsatz: „pacere personis, dicere de vitiis“ (also: Personen zu schonen und nur das Laster zu rügen) gehalten.
Das Buch wurde für so viele (Dichter, vor allem aus dem Osten), die mir das hinter vorgehaltener Hand bis heute mitteilen, als ob nicht einmal der Autor etwas davon erfahren dürfte, zur heimlichen Bibel.
Zum einschlägigen Vokabular siehe den Anfang von Andre Rudolphs ganz erpicht in einer Vatermördertradition stehenden Polemik: Lemma im Internet.
Über den Unwert des Gedichts.
Nie besprochen, nur geplündert, jeder fühlte sich berauscht, keiner betroffen, alle taten so, als ob die Ideen, die dort formuliert wurden, gar keinen Autor gehabt hätten.
In diesem Buch und bis zu diesem Buch wurden von mir aber so gut wie nie Namen genannt, geschweige denn verunglimpft.
Das kam erst, das Nennen von Namen meine ich, als mir fast keine andere Wahl mehr blieb, wenn nicht meine teuer erkaufte Poetik zum kostenlosen Ornament jeder x-beliebig andockenden Schnuckelkiste werden sollte.
Bis zur Verleihung des Huchelpreises an Uljana Wolf habe ich nachprüfbar niemals auf einen Literaturpreis in irgendeiner Weise Bezug genommen, geschweige denn jemals in einem Verhältnis zu irgend jemand mit hilfreichen Kontakten in dieser Hinsicht gestanden.
Selbst im Falle von Uljana Wolf, die mir sowohl als Person als auch Autorin äußerst angenehm ist, stützte sich meine Reaktion vorwiegend auf das Argument, dass es für Debüts doch wirklich genügend Förderpreise gäbe, und man bitte mal überlegen sollte, ob das, was manchmal so süß flutscht und sympathisch daherkommt, nicht vielleicht doch nicht das ist, was der Dichtung zu ihrem Glück in der Extremnische noch gefehlt hat.
Ich verzeihe jedem alles, der unter Beweisstellung eines zwingenden und dem Gegenstand gewachsenen Verstands seine Einwände erhebt, so geschehen in Daniel Grafs äußerst gescheiter Kritik der Hölderlin Reparatur. Da ist es für mich überhaupt kein Problem, wenn der mir bezüglich meiner „47 Sätzen gegen die Unruhe“ an ausgewiesenen Stellen Literaturbetriebsgeplänkel vorwirft.
Zwar würde ich dem auch widersprechen und diesbezüglich auf den „Atta Troll“ oder „Deutschland, ein Wintermärchen“ verweisen, die beide ein gutes Beispiel dafür sind, wie wunderbare Lyrik auch durch Seitenhiebe nicht beeinträchtigt wird.
Ich habe durchaus keine Hemmung, an der Peripherie bis zum Geschmacklosen zu gehen, wenn dieses vom Gedicht aus auf geradem Wege als seine natürliche Grenze sich aufzeigt und daher auch einen Namen verdient.
Besonders da es ja mein erklärtes Konzept ist, das Gedicht durch stark mit metalyrischer Information aufgeladene Ränder vor der inneren Verwüstung und der akademischen Ausbeutung durch Trockenmänner zu schützen.
In Grafs Schrift aber gibt es hinter den Abstrichen einfach einen klar gebauten Text, und nicht, wie in Raufbild aus Affe und Stern, nur Spritzwasser.
Von einer Polemik mit dem Untertitel „Über die Vergabe des Huchel Preises an Gerhard Falkner“ muss man doch wenigstens erwarten dürfen, dass sie einen einigermaßen entwickelten Standpunkt zu dem Buch erkennen lässt, für das dieser Preis vergeben wurde.
Das ist doch wohl das Mindeste.
Ich will, wenn Dr. Barnard den Nobelpreis für Medizin erhält, doch auch nicht lesen müssen, dass der Herzspezialist Hendrik Jackson meint, dass seit jeher bei jedem Gedanken, der Nobelpreis könne an Dr. Barnard vorbeigereicht werden, dessen Gorillaherz rast, was den selbstberufenen Berichterstatter so aufbringt, dass er sich mit keiner Zeile auf eine Würdigung der Transplantation konzentrieren kann.
Die einzige Stelle, wo sich diese so genannte „Auslassung“ dem Gegenstand überhaupt nähert, versumpft in Abstrusitäten, wie im Vergleich meines Buches mit den Hölderlin Comics von Harald Bergmann.
Nicht, weil ich Bergmann nicht schätzen würde, sondern weil das Beispiel Äpfel mit Birnen vergleicht.
Zwar schreibt Hendrik Jackson, wo er vorgibt, dass ihm etwas einfällt, und insbesondere dann, wenn er an Kunst oder Film denkt, dass ihm Harald Bergmann einfällt, aber auf diesen einzigen Einfall, der ja die ganze Menge ähnlicher Versuche und Unternehmungen belegen soll, beläuft es sich dann auch, man fasst es fast nicht und fragt sich, wenn er nun nicht an Kunst oder Film denkt, obwohl er gerade bekannt gegeben hat, dass er an Kunst oder Film denkt, woran denkt er dann eigentlich überhaupt?
An sich vielleicht?
Mit diesem einzigen Gedanken an sich selbst kann man doch nicht auch noch die ganze, mindestens ebensogroße Angelegenheit eines anderen besprechen.
Die zweite denunziatorische Behauptung, die Raufbild von Affe und Stern nicht zum Dokument eines klaren Verstands, sondern einfach eines schlechten Charakters macht, ist die subkutane Unterstellung, dass der „gute Freund“ Dr. Peter Geist Beihelfer meiner angeblichen Preisbuhlerei (gewesen) wäre.
Ich bringe dieses Wort Preisbuhlerei fast nicht aus der Tastatur, so unangenehm ist mir dieser Begriff.
Meine Meinung dazu ist folgende:
Ich kenne keine überzeugendere Legitimierung einer Stimme in einer Jury für einen Autor, als die einer Person, die durch ihre Texte über diesen Autor nicht nur ihre Kompetenz in der Sache, sondern auch glaubwürdig die Gründe für ihre begeisterte Beschäftigung mit dieser Literatur durch Veröffentlichungen unter Beweis gestellt hat.
So etwas hat doch Seltenheitswert!
Meist sind es egoistische Berechnung oder erotische Brechung oder berechnendes Trendsetting oder Hauspolitik, die solchen Jurys den Jus geben.
Außerdem bestand ja besagte Jury, wie ich gehört habe, aus sieben Personen, also sieben Stimmen, zu deren Kontroversität es einiges zu sagen gäbe hinsichtlich eines Buhlens um diesen Preis von eindeutig anderer Seite, die sich dann allerdings, müsste man wirklich darüber reden, dummerweise auch noch belegen ließe.
Was willst Du also eigentlich! (mit dem Ganzen sagen?)
Dass Dich für einen Preis in Zukunft der nicht mehr vertreten soll, der durch Schriften über Dich unter Beweis gestellt hat, dass er eine Ahnung hat, worum es in Deiner Arbeit geht?
Lass es mich wissen, wenn Du diese Figur gefunden hast und in welchem Tierreich Du sie in Deinem Falle dann ansiedeln würdest.
Der Affe ist ja schon vergeben.
Lieber Hendrik, ich will Dich mit meinen Vergleichen nicht in die Sphären belangvoller Literaturzwiste entrücken, aber Du schaffst es fast, auf einen Sitz die Geschmacklosigkeit Heines mit der Geschmacklosigkeit Platens zu übertreffen, nur dass es in diesem Fall von und um nichts geht, was du nicht schlankweg erfunden hast, während Platen rechtmäßig schwul und Heine rechtmäßig Jude war.
Auf die vielen desperaten und disparaten Einsprengsel, die ich in Deiner von Missgunst komponierten „Auslassung“ vorfinde, wie zum Beispiel Deine Ansicht, dass „alles gar nicht so neu ist, wie ich immer behaupte“, will ich nicht näher eingehen.
Dann müssten wir ja über Literatur sprechen.
Diese „bits and pieces“ sind jedoch einfach in Deinen Text gestreut wie Niespulver ins verhasste Klassenzimmer.
Entweder es gibt irgendwann irgendjemand, der im zeitlich relevanten Vergleich einfach mal untersucht, was neu ist und was nicht, oder wir streichen einfach die bloßen Vermutungen.
Da Du aber anscheinend wirklich nichts auslassen kannst in diesem keck die eigene Brust heraus streckenden Potpourri, in dem es auch an unter schweren Geburtswehen hervorgebrachtem Lob nicht fehlt, bringst Du auch noch diese Unterstellung, die inzwischen leider von einigen nachgebetet wird, ohne dass irgendjemand sich um Belege gekümmert hätte: dass ich alle für Idioten halten würde, „Fahrer der eigenen Marke ausgenommen“.
In einem solchen Falle würde ich doch einzig und allein mich selbst als solchen unter Beweis stellen.
Ich neige eher dazu, den für einen Idioten zu halten, der einem solchen Unfug für verletzende Zwecke zu immer weiterem Umlauf verhilft.
Was die Sache eher trifft, ist meine Überzeugung, dass sich unter den doch zahlreichen Bemerkenswerten nicht gerade viele finden, die auch daraus noch mal herausragen.
Das ist das Problem.
Das habe ich im Vorwort zu „Lyrik von Jetzt“ aber auch gesagt.
Dabei gibt es ein paar prominente Männer, die, sobald es um Lyrik oder um deren Befehlsübernahme geht, sofort mit dem Ellenbogen denken, und auf die dieser Vorwurf gut belegbar zuträfe.
Die würden zwar auch nicht sagen, dass sie alle für Idioten halten, weil man dieses Wort sich ja gerne für spezielle persönliche Feinde vorbehält, aber dass komplett alle, „Fahrer der eigenen Marke (Generation, Verlag, Umfeld) ausgenommen, für indiskutabel gehalten werden, läuft doch auf etwas ziemlich Ähnliches hinaus.
Und das ist nun gerade in unserem Beispiel in der Tat passiert!
Ich habe unter Inkaufnahme ziemlicher Anfeindungen von Seiten des Literaturbetriebs vor und bei Erscheinen von Lyrik von Jetzt 1 bei jeder Gelegenheit darauf hingewiesen, dass sich eine erstaunliche Reihe sehr guter Dichter in dieser (damals neuen) Generation finde.
Mindestens ein Dutzend Namen habe ich angeführt, wenn jemand denn unbedingt Namen wissen wollte, darunter auch den Autor von Brausende Bulgen.
Viele würden staunen, wenn ich die Reihe (im kleinen Reich der Poesie) illusterer Personen aufzählen würde, die ganz schnell wissen wollten, wer denn die Pferde wären, auf die sich da wetten ließe.
Sie wurde mit Thomas Kling als notorisch Allerschnellstem eröffnet.
Fünf der zehn Namen, die ich ihm in Leipzig nannte, waren noch vor jeder Rakete in Hombroich.
Immer, damals schon, und bis heute bin ich mit dem Argument aufgetreten, dass es sich bei diesen damals von uns (Björn Kuhligk, Jan Wagner,- die beiden selbstverständlich eingeschlossen) so genannten „Neuen Leuten“ im allgemeinen um einen viel intelligenteren und stilistisch ausgereifteren Umgang mit Dichtung handelt, als etwa zu dem Zeitpunkt, als ich angetreten bin, Ende der siebziger Jahre, Anfang der Achtziger.
(Einige Klassiker, die damals noch lebten, natürlich ausgenommen).
Dreißig!! von ihnen habe ich 2003 in der Berliner Backfabrik vorgestellt.
Eine der besten und gelöstesten Veranstaltungen dieser Art, die ich erlebt habe.
Im Jahr zuvor bin ich auf eigene Kosten zu Michael Krüger nach München gefahren, um Hanser als Verlag für diese Anthologie zu gewinnen und sein Direktor, (ein Dichter, wie er sogar im Buche steht) fand (wie nicht wenige andere!) in diesem ganzen Buch überhaupt nichts, was ihm auch nur im Entferntesten zu einer Veröffentlichung hätte bewegen können.
Dem berühmten Satz: „Man sieht nur, was man weiß“ hätte sich eine nicht schmeichelhafte, aber nahe liegende Variante abgewinnen lassen.
Der damalige Suhrkamp Lektor Thorsten Ahrend, an dessen Widerstand der soeben frisch dort angestellte Junglektor Mathias Gatza zersplitterte, der mit Begeisterung dieses Buch (als seinen Einstand) in der Edition Suhrkamp machen wollte, war außer sich, welche Zumutung ich mir da habe einfallen lassen, 74 junge Autoren rühmend zu bevorworten, von denen er bis dahin gerade mal von vielleicht fünfen auch nur gehört hatte.
Ich erspare es mir, das knappe Dutzend weiterer Personen beim Namen zu nennen.
Dass es überall um hegemoniale Ansprüche sich drehte, war unübersehbar.
Erst Christian Döring zeigte sich da ein kleines bisschen klüger.
Der Verkauf von Lyrik von Jetzt liegt inzwischen bei knapp 10 000 und alle Autoren, für die ich mich eingesetzt habe, sind durchgesetzt.
Selbstverständlich alles Idioten, Fahrer der eigenen Marke ausgeschlossen.
Also sogar dieses Argument ist eher bösartig, als nahe liegend.
Aber das fing ja schon mit der Ankündigung Deiner Polemik an, wo Du schreibst, Du hättest dich so über den Klappentext geärgert.
Eigentlich ist, wer über Klappentexte sich ärgert und daraufhin Urteile über Bücher fällt, ja gar nicht satisfaktionsfähig!
Dabei fällst Du ja nicht einmal ein Urteil.
Gerhard Falkner, Berlin August 09,
mit Blick aus dem Fenster auf die sonnigen Dächer.
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Kommentar von Tom Schulz
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