Axel Kutsch
Selbsttor eines Dorfkickers
Kommentar zum Zeit-Artikel von Stefan Mesch: Wo Poeten laut werden
Stefan Mesch: Vom poetenladen abgelehnt. In der Zeit als „Lyrikexperte“ und poetenladen-Polterer willkommen.
Wir Älteren erinnern uns noch gerne an die Selbsttore von
Franz Beckenbauer. So elegant hat vor und nach ihm kein
anderer Fußballspieler den eigenen Keeper überlistet. Für
uns Zuschauer war es die reine Augenweide, ein ästhetisches
Vergnügen, ein Fest der Sinne.
Beim großen Franz hatte das Selbsttor Kultur. Bei Stefan Mesch,
einem Mann der Kultur, der nun auch in der ZEIT ein Spielfeld
gefunden hat, verkommt es zur bloßen Lachnummer – wie bei
kuriosen Eigentoren auf holprigen dörflichen Sportplätzen.
In einem oberflächlichen Erguß über Lyrik im Netz (und anderswo),
den er unter dem Titel „Wo Poeten laut werden“ in jener nicht
vor Poesiekenntnissen strotzenden Wochenzeitung absondern
durfte, holt er an einer Stelle kräftig zum Tritt gegen den
Poetenladen aus, dessen professionelle Website vor allem
in der Lyrikszene hohen Stellenwert genießt. Der „unübersichtliche
und egalitäre Poetenladen“ verstecke Perlen blöd zwischen
krauser Literaturkritik und Amateurtexten, konstatiert unser
Dorfkicker voller Elan.*
Allerdings geht dieser Tritt nach hinten los, hatte er sich doch
vor vier Jahren vergeblich um eine Aufnahme in diesen nun
von ihm geschmähten Poetenladen bemüht, die damals von der
Redaktion aus qualitativen Gründen abgelehnt wurde.
War es Frust? War's gekränkte Eitelkeit? Jedenfalls ist
selten ein plumperes Selbsttor geschossen worden –
nicht einmal auf holprigen Dorfplätzen, aber dafür in einer
Zeitung, deren Ansehen trotz gewisser Defizite im Bereich
der Poesie nach wie vor beträchtlich ist.
Was Franz Beckenbauer wohl dazu sagen würde? Aber
fragen wir ihn lieber nicht.
* Der urspüngliche Zeit-Text von Stefan Mesch wurde aufgrund der Kritik geändert: Die Wendung „blöd versteckt“ musste Stefan Mesch streichen.
Der Beitrag wurde uns unaufgefordert von Axel Kutsch zugesandt. Dies möchten Autor und Redaktion betonen.
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Axel Kutsch 18.09.2009
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