Mirko Bonné
Grüner Vogel Zweifel
1
Der letzte Gang in den gefrorenen Garten,
Geräte und Sandkasten entsorgen. Die Axt
zerhackt ihn, sein Holz wird wieder Zeder,
aber im Sand, eine winzige Düne aus Staub,
da steckt eine grüne Indianerschmuckfeder,
und Spiele, die Sonne und die Verkleidung,
sie kommen mir deutlicher wieder mit jeder
Schippe in das zahnlose Schubkarrenmaul.
Vergiss nicht die letzte Post, vergiss nicht
den Beutel am Heizungshaus mit entweder
Rechnungen oder Reklame. Ich lese Laub,
Gras, in Gebüschen das Knospenalphabet
und taste in der Tasche die gerettete Feder.
2
Du hast ja selten von Landschaft geredet,
und Tiere sind dir fremd. Mir reichte schon
ein Taschentuch Gras, deine Hand, dann
laufen, bloß laufen. Alles, was ich sagte,
ist wahr, ich konnte es nur nicht beweisen.
Mir schien, wir verstehen uns über das Grün.
Und noch in meinem möblierten Nachtigallen-
gebüsch singt wer von unserem leeren Haus,
dem abgeschliffnen Parkett, Laub aus Staub,
von Staubarabesken und meinem Gesicht,
an die Scheiben gepresst. Was du sagtest,
ist alles wahr, nichts, was es nicht bewiese.
Sing, Vogel, sing, du grüner Vogel Zweifel.
Aus: Die Republik der Silberfische. Schöffling & Co. August 2008
Mirko Bonné 24.07.2008
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Lyrik
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