Münchner Reden zur Poesien
Herausgegeben von Ursula Haeusgen, später von Maria Gazzetti und ab 2014 von Holger Pils, jeweils mit Frieder von AmmonPublikationen im Lyrik Kabinett München
Redaktion im poetenladen: Walter Fabian Schmid und Daniel Bayerstorfer
Gedichte aus/auf Netzhaut
– vom Verhandeln des Poetischen im Öffentlichen
– vom Verhandeln des Poetischen im Öffentlichen
Walter Fabian Schmid zu Nora Gomringers Poesierede
In ihrer Rede, gehalten am 18. Februar 2019, widmet sich Nora Gomringer der Vernetzung und dem veränderten Kommunikationsverhalten von Dichtern und Lesern. Die Beziehung zwischen beiden liegt zwar im Verborgenen, tritt aber bei Gelegenheit zutage: bei der Inszenierung der Gedichte. Und das ist die Paradedisziplin von Nora Gomringer.
Die stets augenzwinkernde Inszeniererin spricht in ihrer Poesierede über die Vernetzung mit dem Publikum mittels ausdifferenzierter Kanäle. Als Performerin und Influencerin spricht sie weniger über die Konstitution von Dichtung, sondern mehr über ihre aktuellen Vermittlungsformen. Nora Gomringer selbst nutzt alle möglichen Medien und Kanäle. Ein Gedicht muss ja nicht in Bücher gepresst werden. Es kann genauso gut durch Film und Ton vermittelt werden, als Trouvaille ausgesetzt oder für Social Media aufbereitet werden. Ist Dichtung vielleicht nur gut gemachter Content? Ist der Erkenntnisgewinn am Ende egal, Hauptsache die Impressions stimmen?
Egal jedenfalls auf welchem Kanal, Gedichte müssen wohl stärker durchs soziale Feld stapfen, um zum Leser zu kommen. Oder sie spannen gleich ein eigenes. Darin stellt sich dann aber die Frage, was tatsächlich eine Wirkung entfaltet: Der Künstler, die Kunst oder keines von beiden, weil beides nur performativ, medial oder inhaltlich mit Klischees gefaked wird. Nora Gomringer allerdings ist guter Dinge: „Ich vertraue darauf, dass die Inhalte der Lyrik stets stärker sind und sein müssen als jede Inszenierung, die man ihr addiert oder auch hin und wieder aufdrängt: Ein gutes Gedicht kann selbst sein Dichter nicht ruinieren.“ In diesem Sinne: Hören Sie rein, schauen Sie Poesiefilme auf YouTube oder folgen Sie #poetry auf Instagram. Dichtung kennt viele überraschende Ausdrucksformen. Diese Rede führt einige vor.
Die stets augenzwinkernde Inszeniererin spricht in ihrer Poesierede über die Vernetzung mit dem Publikum mittels ausdifferenzierter Kanäle. Als Performerin und Influencerin spricht sie weniger über die Konstitution von Dichtung, sondern mehr über ihre aktuellen Vermittlungsformen. Nora Gomringer selbst nutzt alle möglichen Medien und Kanäle. Ein Gedicht muss ja nicht in Bücher gepresst werden. Es kann genauso gut durch Film und Ton vermittelt werden, als Trouvaille ausgesetzt oder für Social Media aufbereitet werden. Ist Dichtung vielleicht nur gut gemachter Content? Ist der Erkenntnisgewinn am Ende egal, Hauptsache die Impressions stimmen?
Egal jedenfalls auf welchem Kanal, Gedichte müssen wohl stärker durchs soziale Feld stapfen, um zum Leser zu kommen. Oder sie spannen gleich ein eigenes. Darin stellt sich dann aber die Frage, was tatsächlich eine Wirkung entfaltet: Der Künstler, die Kunst oder keines von beiden, weil beides nur performativ, medial oder inhaltlich mit Klischees gefaked wird. Nora Gomringer allerdings ist guter Dinge: „Ich vertraue darauf, dass die Inhalte der Lyrik stets stärker sind und sein müssen als jede Inszenierung, die man ihr addiert oder auch hin und wieder aufdrängt: Ein gutes Gedicht kann selbst sein Dichter nicht ruinieren.“ In diesem Sinne: Hören Sie rein, schauen Sie Poesiefilme auf YouTube oder folgen Sie #poetry auf Instagram. Dichtung kennt viele überraschende Ausdrucksformen. Diese Rede führt einige vor.
28.02.2019
Nora Gomringer
Einleitung von Frieder von Ammon: „Guten Abend! ›Wunderbare Rampensäue‹, so ruft Thomas Kling in einem seiner Essays einmal voller Begeisterung aus ...“
„Schönen guten Abend! Auf keinen Fall sehen Sie Verachtung in meinem Blick ...“
Nora Gomringer Gedichte aus/auf Netzhaut – vom Verhandeln des Poetischen im Öffentlichen Münchner Reden zur Poesie 30 S., Broschur Buchgestaltung und Typographie von Friedrich Pfäfflin (Marbach) Herausgegeben von Frieder von Ammon und Holger Pils Lyrik Kabinett, Februar 2019 ISBN 978-3-938776-52-0, 12,00 EUR Zur Reihe im Lyrik Kabinett ► |
Nora Gomringer, geboren 1980, ist Lyrikerin und Rezitatorin. Für ihr Werk wurde sie vielfach ausgezeichnet (u. a. mit dem Joachim-Ringelnatz-Preis 2012 und dem Ingeborg-Bachmann-Preis 2015). Seit 2010 leitet sie das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia in Bamberg. Zuletzt erschienen der Gedichtband Moden (2017), die CD Peng Peng Peng (2017) und die Anthologie #poesie (2018).