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Münchner Reden zur Poesie
Herausgegeben von Ursula Haeusgen, später von Maria Gazzetti und ab 2014 von Holger Pils, jeweils mit Frieder von Ammon
Publikationen im Lyrik Kabinett München
Redaktion im poetenladen: Walter Fabian Schmid
Friedhelm Kemp
Gen Unverklungen
Walter Fabian Schmid zu Friedhelm Kemps Münchner Poesierede (Lyrik Kabinett)
„Das Gedicht ist unser Eigentum nicht als besitzbarer Gegenstand, sondern als erfahrbarer Zustand, als Ereignis hic et nunc.“ Kemp geht in seiner Rede Gen Unverklungen davon aus, dass Gedichte ihre eigene reale Präsenz besitzen und den Leser zum Mitvollzug anstiften. Dieser verwandle dann aber auch das alltägliche Erleben des Lesers: „Welt als wahrgenommene wird evoziert, um unsere Welt als erlebte zu modifizieren.“ Dabei geraten die Gedichte in ein hermeneutisches Wechselspiel zwischen ihrem abgeschlossenen Zustand und ihrem wandelnden Fortbestehen, wie schon das von Celan entliehene Titelwort „Unverklungen“ hörbar macht. Für Kemp trägt jeder Leser solch ein „unverklungenes“ Gedicht in sich herum, das fortdauernd wirkt.
Die Eigenrealität von Gedichten unterbreitet ein reichhaltiges Angebot von Welt-, Gedanken- und Gefühlsaneignung; und so macht es sich der Redner in subtilen Untersuchungen verschiedener Sprechweisen heimisch in den Gedichten und macht sie heimisch für sich. In der empathisch-emphatischen Rede breitet der Kulturspeicher Kemp seinen Erfahrungsschatz aus und legt zugleich eine kleine Lyrikanthologie vor. Von Celan über Goethe und Ungaretti bis zu Robert Frost, Paul Claudel, Jacques Réda, Peter Gan, Ludwig Greve und Wallace Stevens begibt sich Kemp aus der Bewegung der Gedichte heraus auf Deutungssuche, wobei seine sinnliche Anschauung die Reflexion auslöst; bevor er mit Philippe Jaccottet „unverklungen“ ausklingt: „die Lampe brennt/ und einer sitzt und liest und liest“.
Walter Fabian Schmid
Einleitung und Einführung zum Autor von Frieder von Ammon
„Meine Damen und Herren, ich begrüße Sie herzlich zur dritten unserer Münchner Reden zur Poesie ...“
Friedhelm Kemp | 1
„Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Freunde ...“
Friedhelm Kemp | 2
„Nun gibt es freilich ein Bedürfnis, das, was uns heute betrifft, zu unterscheiden von dem ...“
Friedhelm Kemp | 3
„Ein nicht minder von Anschauung gesättigtes Gedicht ... “
Friedhelm Kemp | 4
„Über Geheimnisse zu orakeln, ist höchst unbekömmlich ...“
Friedhelm Kemp | 5
„Large Red Man Reading ...“
Friedhelm Kemp wurde 1914 in Köln geboren. Er übersetzte u.a. Gérard de Nerval, Charles Baudelaire, Charles Péguy, Simone Weil, Jean Paulhan, Yves Bonnefoy und Philippe Jaccottet. Als Herausgeber edierte er die Werke von Baudelaire, Saint-John Perse, Marcel Jouhandeau, Clemens Brentano. Rahel Varnhagen, Else Lasker-Schüler, Konrad Weiß und Peter Gan. Er war Verlagslektor und Leiter der literarischen Abteilung des Bayerischen Rundfunks, Honorarprofessor für Komparatistik in München und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter: Officier de l'Ordre des Arts et des Lettres (1996), Joseph-Breitbach-Preis (1998), Horst-Bienek-Preis für Lyrik (2007).
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22.04.2010
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