poetenladen    poet    web

●  Sächsische AutobiographieEine Serie von
Gerhard Zwerenz

●  Lyrik-KonferenzDieter M. Gräf und
Alessandro De Francesco

●  UmkreisungenJan Kuhlbrodt und
Jürgen Brôcan (Hg.)

●  Stelen – lyrische GedenksteineHerausgegeben
von Hans Thill

●  Americana – Lyrik aus den USAHrsg. von Annette Kühn
& Christian Lux

●  ZeitschriftenleseMichael Braun und Michael Buselmeier

●  SitemapÜberblick über
alle Seiten

●  Buchladenpoetenladen Bücher
Magazin poet ordern

●  ForumForum

●  poetenladen et ceteraBeitrag in der Presse (wechselnd)

 

Kornelia Koepsell
Prager Erinnerungen

Über den Wenzelsplatz gehe ich früh, um die Zeitung zu kaufen,
 hingewendet zur Burg sitzt König Wenzel zu Pferd.
Wegen des Fiebers ziehe ich meinen Wollmantel enger,
 über den Gassen liegt Stimmengewirr, überall
gibt es Pilsener, Tycho Brahe hat ganz in der Nähe
 nachts in den Himmel geblickt, wegen des Merkurs. Die Uhr
schlägt zwölfmal, Apostel kommen durchs Türchen von vorne,
 dann, mit plötzlichem Ruck klappen sie wieder ins Nichts.
Jahrelang ist das her, in der Erinnerung drängt sich
  nicht das goldene Prag, sondern die Kirche von Sankt
Method und Kyrill mir auf. Die Attentäter von Heydrich
  flüchteten hierher, keiner entkam der SS.
An einer Einkaufsstraße der Neustadt liegt diese Kirche,
 unauffällig und grau. Ein paar Stunden danach
saß ich im Zug, sah auf Weizenfelder, Baracken,
 alte Fabriken, blau lachte der Himmel. Ich las
von der Erfindung des glagolithischen Alphabetes durch Kyrill,
 die Heilige Schrift wurde von ihm übersetzt.
Kornelia Koepsell    17.07.2010   

 

 
Kornelia Koepsell
Lyrik