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Es gluckert die fröhliche Gemeinde, vom Sargmacher bis zum
Steinmetz: Musikstakkatos, Harmonie: ein profitabler Markt schickt
die letzte Tabutheorie unter den Tisch. Die Floristen binden sich
die Hände wund. Etwas Nebel in der Luft, ein Dutzend Mistkäfer zur
Garnitur: steht vor der Auflösung der Kraftakt der Beherrschung.

 

  Fleisch: Köder  

München

Schnöde Dankgebete an die Gesinnungshure: so käuflich wie sie
Herz ist: bei Neon, neu gespannte Gesichter: in seiner ganzen
Not zeigt sich der Aufstand der materiellen Veränderung gegen die
historischen Bedingungen: fernerhin ein Geröll von geistiger
Niederlage, nicht ein schuldiger Zuschauer, denn zwei Finger zur
Faust. Auch die Freiheit zu stürzen: wo niemand ihn zwingt,
aufzustehen, darf er liegenbleiben. Es flaniert der Besen.

Herz genug: seimiger Zungenbelag: in der Nummer werden die
Weißwürste gezuzelt, da geht das Radio mit: Oktoberfest im
Säbelregiment: nach jedem Tusch ein Elektroschock, bis auch der
letzte Körper resistent ist, zum Hodenquetscher das Prost auf
Herrn Ampère, Rettichwurzel zum Dessert: eingesegnet die
erlegte Gemse, nachgespült. Aus Tradition gehen die Lichter aus.


Fleisch: Köder
Gedichte
Stora Verlag
München 1999

 

Karlheinz Barwasser
Lyrik