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Der Wutausbruch der ganzen Welt: auch die letzten Tiegel bis
auf die Ränder ausgekratzt: pure Strafverbüßung, wo jeder nur
das erwartet, was er kriegt (und winken noch der Seele Lust und
Leiche). Lernäisches Gebiet: pestberittene Schweine: schwerste
Gewichte im Lächeln der Arschnähte. Trotz Betäubung: Quillen.
 

  Fleisch: Köder  

Manhattan

Fleischköder: aufgeschnittenes Siechen. Nachts rattert die
Kühlung, daß die Sarkome zum Hals hinauswachsen: leer ist
der Kopf frei. Und nicht mehr als die Erklärung des großen
Kunstkenners: denn Leiche als Bild heiße Kunst als Blöße, heiße
Rettung des Körpers und Raums in einer riskanten Zeitgestalt.

Dahinter im Fenster der Mensch, der sich erbricht, kreisend die
Todesengel, Erbarmen ist Kunst (und Kunst Erbarmen?). Ganz
anteilheischend, klugscheißend: und nicht vergessen, hatte der
Wärter in diesem Korkenzieher von Museum noch gesagt: am
Abend freier Eintritt. Erst die Bildung gefressen und danach ein
paarmal mit dem Schädel gegen die Wand gerannt kann auch als
ein Teil jener Ordnung erscheinen, die hier die einzige Sichtweise
vorgibt: weit offen für eine kleine demonstrative Knechtung.

Tatort gereinigt, Aufklärung an die Wand: springen die Tiere mit
sich um die Wette, das hört nicht auf: in Imitationen von einmal
edlem Geschirr, von Leder, Gummi, mit Seemannsfratze. Applaus
der Kombinationstherapie: kalkweiße Notaufnahmen und eiskalte
Reflexionen über die Kunst des Changierens: letzter Exkurs über
Schaum und Saum. Im Schwindelgefühl der Gewißheit geht einer
vor dem anderen. Vulgarität der Seele, oben friert der Hudson.


Fleisch: Köder
Gedichte
Stora Verlag
München 1999

 

Karlheinz Barwasser
Lyrik