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Francisca RicinskiWandlung eines Körpergedichts für Fulvia 
du sollst die knittrigen Wangen meines Gedichts   so lange auf den Lindenholzbrett ausrollen, bis es fein
 und glatt wird wie ein hausgemachter Nudelteig,
 dir ein Wunderland daraus formen und alles inzwischen
 Verlorene oder noch nie Gehabte. Zum Beispiel ein
 sprechendes Pferd als Ratgeber, eine Mutter, die mit
 einem alten Motorrad durch die Welt saust, Felder wo
 riesige Geldkürbisse wachsen oder ein Karussell als Wohnsitz.
 Und wenn der Teig reicht, modelliere dir auch den schon
 lange nicht mehr geflogenen Drachen.
 
 Die Kniepaugen aber, befürchte ich, werden sich weder
 ausrollen noch plätten lassen. Aber mach dir ein Kino
 daraus, mit einer Panoramaleinwand für alle Stumm- und
 Gruselfilme und die täglichen Tragikomödien, die auf der
 Netzhaut gedreht wurden. Nur Stühle und einen Klimper-
 Kasten müsstest du selber besorgen. Dem Herbstwind die
 Säckchen aus dem Keller mit poetischen Krakeleien aufs
 Geratewohl überlassen, er kennt sich mit Blättern schon aus.
 
 Es wäre noch die Stirn unter dem Dunstschleier da. Und
 die immer noch winselnde Brust des Gedichts. Die beiden
 viel zu zerlumpt und eingestülpt, um etwas Großes aus ihnen
 zu machen. Aber für ein paar Elfen, die du so magst, reicht es
 allemal.
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