Stele [griech.] Pfeiler, Säule als Grab- oder Gedenkstein
Die Stelen sind der Anfang einer Sammlung kleiner literarischer „Gedenksteine“ in Form eines Gedichtes jüngst verstorbener Dichter, überwiegend fremdsprachiger, aber auch deutschsprachiger. Ausgangspunkt sind unter anderem aktuelle Todesmeldungen in den poetry news. Idee und Konzept: Hans Thill.
Craig Arnold
(1967 – Kuchinoerabujima, Japan 2009)
Auf der Feuerleiter deines Mietzimmers
saßen wir im Gefühl der leeren Stadt
wütend und verschwitzt teilten wir
uns einen Kippenrest wie wir einmal Worte
miteinander teilten ohne Hoffnung
dass sie hielten |
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Jetzt schreib ich |
ohne die Hoffnung einer Antwort
um zu sagen, dass was wir uns beide nackt
versprachen war zuviel und nicht genug
Um zu sagen, dass seit wir zuletzt uns spürten
bin ich nicht mehr leer: Ich höre von dir reden
und mein Herz schlägt los – deiner Stimme Fetzen,
die du hinterließt, kreuzen sich mit meinen
Und sagten wir um dieses kurzen Flackerns
in der Leere willen Ja – gesetzt den Fall –
fehlt mir was dann die Liebe aus uns macht
Aus: Fleisch geworden.
luxbooks 2008. Übersetzung von
Jan Volker Röhnert.
»Mit seinen beiden im Abstand von knapp zehn Jahren vorgelegten Gedichtbänden gehört der 1967 geborene Arnold zu den wichtigsten Stimmen seiner Generation in den Vereinigten Staaten.« (Jan Volker Röhnert im FAZ-Nachruf)
Craig Arnold wurde 1967 geboren und wird seit dem 27. April 2009 nach einer Reise auf die Insel Kuchinoerabujima vermisst.
Er lehrte an der University of Wyoming. Sein Debütband Shells wurde von W. S. Merwin für den Yale Younger Poets Prize ausgewählt, 2005 erhielt Arnold den Joseph Brodsky Rome Prize. Auf Deutsch erschien der Gedichtband Fleisch geworden (luxbooks 2008), übersetzt von Jan Volker Röhnert.
27.05.2009