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Ulrike Almut Sandig


russenwald war, worüber wir pfiffen, wohin
wir nicht gingen, wo bündel aus licht in höhe
der fichtkronen aufstiegen, rot, wo die asche
von kippen und verbogener stahl die gräben
bestrich an der grenze zum feld. am ortsrand
bewegten sich tische und etwas weckte uns
spät: es gab weiter hinten das ende vom weg.

betreten verboten vermintes gebiet/heide
fallbaum lichtung moosrand/krater rotwild
leere dorfer/backsteinhallen erika. es gab

panzerzüge, lkws, dunkelgrüne planen, drinnen
standen vierzig mann, die schauten nach hinten
in reihen heraus, alle köpfe rasiert. und es gab
diesen einen, der vier stunden stillstand, im juli
die hitze, auf der kreuzung allein, bis sie rollten
in dreißig maschinen vorbei, und er hebt seine

rechte: militär vorfahrt/bis staub und das bellen
von hunden und er sich nicht rührt/schmaler
junge abendrot/mittelstreifen grün. es gab sie

schon immer und manchmal brachen sie latten
vom zaun und schnitten den kohl auf und
schossen die hennen. wer satt war,
lief weiter zum fischteich, zur sonne, und tauschte
mit kindern abzeichen ein, rot und sichel gegen
freundschaft. wer das tat, kam lange nicht
         wieder. wir warteten umsonst.

Aus: Streumen. Connewitzer Verlagsbuchhandlung. Leipzig 2007

Ulrike A. Sandig   2007