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Lars-Arvid Brischke
silberringe
für e. kusturica

in der mitte der tisch über dem das dach
weggeblasen wird
wie manchen das gehirn. so ist dein zuhause
wo du dich nicht zuhause fühlst. dein schwerer kopf
liegt auf dem tisch & schläft
neben zierlichen händen. vier silberringe
hast du an der rechten & drei
an der linken. ein geräusch
ist unter dem tisch wie das scharren von füßen. es ist
großmutters truthahn dem du manchmal
unter die flügel greifst bis er fliegt. auf deine brust
tätowiert ist sein name. ein geldstück
konntest du heute ergaunern, für das andere
musstest du schuften.

dein schlaf ist schwer & es regnet
auf den tisch, auf deinen kopf &
es kommen männer denen viele namen
auf den bauch tätowiert sind. du greifst
nach dem geld um schnaps zu holen bei großmutter
die etwas für dich übrig hat: einen zigarillo
oder ein heilkraut
gegen platzwunden.

der truthahn schreit als du gehst
weil er geschlachtet wird. die federn fliegen
dir nach & die männer beginnen zu würfeln
um brust, beine & eingeweide. der bratenduft erinnert
kaum noch an großmutters truthahn & dich
haben sie beim würfeln vergessen.

die köche begrüßen dich mit einer hand-
granate als du nach hause zurückkommst, auch großmutter
ist nicht eingeladen
zum essen. sie raucht
sie nimmt dir die silbernen ringe ab
& legt dir auf jedes auge
ein geldstück

 

Lars-Arvid Brischke  26.05.2008   

 

 
Lars-Arvid Brischke
Lyrik