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Ewart Reder
Die Liebeslektion

Verführung zum Wesentlichen

Ewart Reders Roman Die Liebeslektion
  Kurzkritik
  Ewart Reder
Die Liebeslektion
Roman
Horlemann Verlag, Berlin 2012
EUR 17,90 | 176 Seiten




Der Horlemann Verlag ist einer der Verlage, in denen das Werk des dies­jährigen Literatur­nobel­preis­trägers Mo Yan erscheint. Das macht neu­gierig, sich im Programm des Verlages umzu­schauen. Und es dauert nicht lange, bis man auf Verlockendes stößt, zum Beispiel den Roman „Die Liebes­lektion“ von Ewart Reder.

Es handelt sich um einen Roman, der in einer hessischen Gesamt­schule spielt. Bei dieser ersten Erkenntnis möchte man erschrocken inne­halten, denn man erwartet und befürchtet entweder eine trübselige Sozialreportage im Gewand einer Er­zäh­lung oder senti­mental ver­klärte Erin­nerungen an die Schulzeit. Nichts von dem, statt­dessen die Ge­schichte einer Geiselnahme. Der Schüler Maxi­milian nimmt seine Deutsch­lehrerin in der Schule gefangen und zwingt sie auf­zuschreiben, was sie von ihm hält, während die Polizei die Schule umstellt hat. Die Lehrerin, in der fremden Rolle der Geisel, beginnt zu schreiben, aber sie tut es in einer Art und Weise, die sich den Erwartungen des Schülers gleich­zeitig entzieht.

Reder entfaltet in dem Roman ein vielfältiges Bezie­hungsg­eflecht zwischen Maxi­milian, seiner gefangenen Lehrerin, seinen Mitschülern, seiner Freundin und seinem Vater. Ein wei­teres wich­tiges Element, das die Charaktere und die Handlung be­einflusst, ist die Lektüre mittel­alter­licher Ritter­epen, die die Pädagogin im Deutsch­unterricht – fernab jeglichen Lehr­planes – ihren Schülern verordnet. Welche Auswirkungen hat mittel­alter­liche Minnelehre auf die Wert­vo­rstel­lungen heutiger Gesamt­schüler?

Der Roman lebt von den über­zeugend gestal­teten Charak­teren und vor allem durch die ab­wechs­lungs­reiche Sprache, die vom Jugend­jargon bis zu lyrischen Elemen­ten das ganze Spek­trum abdeckt. Reder be­herrscht eine Prosa, die den Leser nicht über die Oberfläche des Textes surfen lässt, sondern durch ihre sprachliche Vielfalt und Tempo­wechsel zum Inne­halten verführt.
Gerrit Pithan   27.11.2012    Druckansicht  Zur Druckansicht - Schwarzweiß-Ansicht    Seite empfehlen  Diese Seite weiterempfehlen

 

 
Gerrit Pithan