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Clemens Umbricht
Scardanelli

Was er gewesen ist, hat er vergessen.
Er war nie zu Fuss unterwegs.
Er war nie in Griechenland.
Seine Rolle ist das Echo der Stimmen,
die er weder zählt noch hört.
Was er nicht für seine Biografie hält,
will er nicht ausschliessen,
solange es ein Teil von ihm ist.
Sein Zucken endet an dem Mundwinkel,
an dem es begonnen hat.
Das kennt er seit seiner Jugend.
Wenn er viele ist, ist er keiner.
Das behauptet zumindest sein Klavier,
wenn es nicht recht haben will.
Er sitzt auf der Bettkante und summt.
Es ist Nachmittag, gewitterdunkel,
der Neckar ein grauer Teppich.
Wenn ihm jemand mit Buchstaben droht,
kehrt er sich den Rücken zu.
Wirklich ist nur das Ungeschriebene.
Aber das sagt sich so einfach.
Die eine Hälfte Komik, die andere Tragik –
und die Summe ein Fragment?
Fragen und Antworten beleuchten
den Schatten Scardanellis,
Blitze um den Mund.

Aus: Clemens Umbricht. LyrikHeft 13. Sonnenberg-Presse 2012

Clemens Umbricht   28.12.2012   

 

 
Clemens Umbricht
Lyrik